Stroke Unit

Behandlung des akuten Schlaganfalls


Sofort bei der Aufnahme eines Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall erfolgen eine neurologische Untersuchung, Blutuntersuchung, Bildgebung (Computertomographie, Kernspintomographie, Gefäßdarstellung) und wenn erforderlich eine Ultraschalluntersuchung.

Dann wird die dringlichste Entscheidung getroffen, nämlich ob eine rekanalisierende Behandlung in Frage kommt, und wenn ja, welche. Zur Wahl stehen die systemische oder lokale Thrombolyse, gefäßchirurgische Behandlung, mechanische Thrombektomie oder eine Stentanlage. Findet sich in der Bildgebung eine Blutung, eine Gefäßmissbildung (z.B. Aneurysma, Angiom) oder ein Tumor, werden sofort die entsprechenden Behandlungsmaßnahmen eingeleitet. Hierzu nehmen die Mitarbeiter der Stroke Unit mit den jeweiligen Kollegen der beteiligten Fachdisziplinen Kontakt auf und ergreifen weitere diagnostische Maßnahmen. Falls eine intensivmedizinische Behandlung bei gefährdeter Atem- und Kreislauffunktion erforderlich wird, steht uns eine neurologische Intensivstation unmittelbar zur Verfügung.

Risiko weiterer Schlaganfälle in der Akutphase

In der Akutphase der Behandlung eines Schlaganfalls können rasch Änderungen des Allgemeinzustandes, neurologische Ausfälle und internistische Komplikationen eintreten. Gerade in der Initialphase nach einem Schlaganfall oder einer vorübergehenden Durchblutungsstörung (TIA) ist das Risiko weiterer Schlaganfälle besonders hoch. Die Situation und die zu ergreifenden Maßnahmen werden mit den Patienten und den Angehörigen vor Ort ausführlich besprochen.

Die Behandlung auf der Stroke Unit beinhaltet:

  • Vorbeugung gegen Aspiration (Magensonde, endoskopische Schluckdiagnostik)
  • Optimale Sauerstoffversorgung 
  • Behandlung von Herzfrequenz und Herzrhythmus 
  • Blutdruckregulation 
  • Ausschluss eines Herzinfarktes
  • Maßnahmen zur Vorbeugung eines Hirnödems, frühzeitige Indikationsstellung zu einer operativen Dekompression bei raumfordernden zerebralen Infarkten
  • Blutzuckereinstellung 
  • Stabilisierung des Elektrolyt-Haushalts 
  • Überwachung und Behandlung der Körpertemperatur 
  • Infektbehandlung 
  • Thromboseprophylaxe 
  • Flüssigkeits- und Kalorienzufuhr 
  • Sofortiger Beginn gezielter frührehabilitativer Maßnahmen

Umfangreiche funktionsdiagnostische Methoden und interdisziplinäre beratende und apparative Möglichkeiten stehen zur Verfügung, um das individuelle Risikoprofil für Schlaganfälle abzuklären und eine optimale Sekundärprophylaxe zu empfehlen. Beispielsweise steht uns eine endoskopische Schluckdiagnostik (endoskopische Pharyngo-Laryngoskopie) zur Verfügung, um das Ausmaß einer Schluckstörung bei einem Schlaganfall zu untersuchen. Anschließend können Maßnahmen ergriffen werden, um eine Aspiration von Nahrungsmitteln und Flüssigkeit zu verhindern.

Weiter wird sofort entschieden, welche medikamentösen, operativen oder endovaskulären Maßnahmen zur Vorbeugung gegen weitere Schlaganfälle (Sekundärprophylaxe) ergriffen werden müssen.
Wenn es um die Behandlung von Gefäßverengungen (Stenosen) der hirnversorgenden Arterien geht, werden die therapeutischen Optionen interdisziplinär diskutiert (Neurologie, Gefäßchirurgie, Neuroradiologie) und auf dieser Grundlage Empfehlungen für die Behandlung gegeben.

Da sich das Wissensspektrum dank intensiver Forschung ständig erweitert, kommt es auch zu Änderungen der Behandlungsmethoden, Medikamente und Dosierungen. Wir verweisen deshalb auf die ständig aktualisierten Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der European Stroke Initiative (EUSI).

Rehabilitation

Die Frührehabilitation beginnt sofort auf der Stroke Unit und wird durch intensive therapeutische Betreuung gewährleistet. Diese wird von Logopäd*innen, Physiotherapeut*innen und Ergotherapeut*innen unmittelbar nach dem Ereignis durchgeführt. Zudem werden die Patienten, welche nach dem Ereignis delirgefährdet sind, vom Pflegefachpersonal adäquat zum Risiko der Delirgefahr eingeschätzt und daraufhin betreut und behandelt.

Nach Stabilisierung der Vitalparameter und Abklärung der Risikofaktoren kann in ausgewählten Fällen unmittelbar die Frührehabilitation beginnen. Dafür kooperiert das Klinikum Stuttgart mit den Kliniken Schmieder, die in den Räumlichkeiten des Klinikums Stuttgart eine Satellitenstation zur neurologisch neurochirurgischen Frührehabilitation betreiben. Dadurch kann die Einleitung der Akutrehabilitation schwerster Schlaganfälle frühzeitiger erfolgen, was eine kürzere Behandlungsdauer erlaubt und gleichzeitig bessere Ergebnisse bringt. Durch die nahtlose Behandlung unter einem Dach wird auch der Krankentransport entbehrlich.