Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere

Stationsäquivalente Behandlung in der Gerontopsychiatrie (StäB-GER)

Die Gerontopsychiatrische Klinik des Zentrum für Seelische Gesundheit im Klinikum Bad Cannstatt bietet seit April 2018 die Stationsäquivalente Behandlung (StäB) im eigenen Lebensumfeld (in der eigenen Häuslichkeit oder im Pflegeheim)  an. Die StäB Behandlung entspricht bezüglich Inhalten, Flexibilität und Komplexität einer vollstationären Behandlung welche durch ein Multiprofessionelles Team unter oberärztlicher Leitung umgesetzt wird.

Unser  multiprofessionelles Team besteht aus hochqualifizierten Fachkräften mit mehrjähriger Berufserfahrung und speziellen Fort-und Weiterbildungen im Fachbereich Gerontopsychiatrie.

Das StäB Team besteht aus Oberarzt, Arzt, Pflegefachkräften, sowie Spezialtherapeuten. Zu diesen gehören unsere psychologische Psychotherapeutin und unsere Ergotherapeutin, bei Bedarf werden Physiotherapie, Logopädie und/oder Unterstützung durch unseren Sozialdienst ermöglicht. Bereits bestehende Behandlungen durch Spezialtherapeuten werden nach Möglichkeit  in die Behandlung integriert um hier einen Behandlungsabbruch zu vermeiden und so das bereits bestehende Vertrauensverhältnis zwischen Patient:in und Therapeut:in zu erhalten.

Unsere aufsuchende Akutbehandlung ist für alle Menschen ab etwa dem 65. Lebensjahr mit akuten oder akut verschlechterten psychiatrischen Erkrankungen geeignet.

Beispiele sind:

  • Delir mit und ohne Demenz, soweit kein durchgehendes somatisches Monitoring erforderlich ist
  • Verhaltensstörung bei Demenz
  • Depression-Bipolar affektive Erkrankung
  • Organisch-wahnhafte Störung
  • Organisch affektive Störung
  • Paranoide Schizophrenie

 

Die Vorteile von StäB_GER

Durch Behandlung im Lebensumfeld werden Ortswechsel zur Behandlung in der Klinik vermieden. Insbesondere bei Menschen mit Demenz können Ortswechsel Delirien und Ängste fördern. StäB bietet  die Möglichkeit auch Patienten im eigenen Wohnraum zu behandeln , die aufgrund von körperlichen Erkrankungen oder aus anderen Gründen einen Ortswechsel in die akutstationäre Klinikbehandlung  vermeiden möchten.

Zusätzlich besteht die Möglichkeit nach  einer bereits unumgänglichen Aufnahme und Behandlung in der Klinik  Patienten vorzeitig in die StäB zu entlassen, so dass eine Behandlung  in der gewohnten Umgebung rascher zur Remission der Beschwerden führt und die Umsetzung erlernter Verhaltensänderungen im realen Alltag erprobt werden kann.  Dies ist gerade für unsere vulnerablen Patienten von größtem Vorteil.

Voraussetzung für die StäB ist, dass es sich um ein akutes Krankheitsbild handelt, bei dem eine rein ambulante Behandlung nicht ausreicht um eine Besserung zu erzielen. Entsprechend muss eine stationäre Einweisung des Haus- oder besser Facharztes für Psychiatrie oder Neurologie vorliegen, aus der die Akuität der Erkrankung und der dringliche Behandlungsbedarf hervorgehen. Zudem muss neben dem Patienten auch das Wohnumfeld (Angehörige, Heim) mit der Behandlung vor Ort einverstanden sein.

Die StäB-Behandlung erfolgt an 7 Tagen in der Woche durch tägliche Pflegevisiten. Einmal  in der Woche  findet die Arztvisite statt. Eine Oberarztvisite ist mindestens einmal während der gesamten Behandlung vorgesehen. Eine symptomspezifische Einzeltherapie (Psychotherapeutie, Ergotherapie, ggf. auch Physiotherapie) wird einmal in der Woche im gemeinsamen multiprofessionellen Teamgespräch zusammen mit allen Berufsgruppen für jeden Patienten individuell geplant. Durch tägliche Interdisziplinäre Planungsgespräche nach der Pflegevisite können akute Krisensituationen jederzeit erkannt werden, so dass ihnen angemessen begegnet werden kann. Im Notfall wird  ein sofortiger Transport in die Klinik organisiert und nach Möglichkeit pflegerisch begleitet. In jedem Fall findet im Notfall eine umfassende Übergabe an die weiterbehandelnden Ärzte statt.  

Es besteht eine 24-Stunden-Rufbereitschaft, so dass eine konstante Erreichbarkeit für Notfallsituationen gewährleistet ist.

Die Aufgaben des Multiprofessionellen Teams sind sehr vielschichtig. So bieten sie umfassende Psychoedukation für die vor Ort versorgenden  Pflegedienste oder HeimmitarbeiterInnen an. Es  werden insbesondere Aspekte der Kommunikation, Deeskalation und des Managements von herausfordernden Verhaltenssituationen intensiv mit Angehörigen und/oder Heimmitarbeitern erarbeitet. Das multiprofessionelle Team versteht sich für die Zeit der StäB (in der Regel 2-3 Wochen Behandlungszeit) als Teil des Teams der versorgenden Akteure vor Ort. Deren Einschätzungen zum Behandlungsverlauf sind von großer Bedeutung.

Vorteile von StäB-GER sind insbesondere:

  • Vermeidung eines oft belastenden Ortswechsels durch stationäre Aufnahme in die Klinik
  • Individuelle angepasste Therapieplanung unter Berücksichtigung und Nutzung der persönlichen Ressourcen.
  • Aktiver Einbezug des Sozialen Umfeldes
  • Milieuanalyse
  • Alltagsstrukturierung und Aktivierung
  • Beratung und Unterstützung im Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen oder Delir bei Demenz
  • Aufklärung über Krankheitsbild, Medikamente, Nebenwirkungen und die Bedeutung der nichtmedikamentösen Therapie .
  • Medikamentenein-und -umstellungen unter regelmäßiger diagnostischer Reevaluation
  • -somatische Begleitdiagnostik, z.B. Laboruntersuchungen, EKG, Bladderscan (Übersicht über die Blasenfunktion),
  • -Gerontopsychiatrische Assesments ( z.B. kognitive Screening-Testungen bis hin zu neuropsychologischen Untersuchungen)

Stäb_GER: Ein interdisziplinärer Ansatz

Die StäB verfügt  eine sehr gute Vernetzung mit weiteren  professionellen Unterstützungsangeboten wie zum Beispiel mit

  • der Memory Clinic ( Gedächtnissprechstunde) ,
  • der Gerontopsychiatrischen Institutsambulanz (PIA) im  Klinikum Bad Cannstatt
  • Gerontopsychiatrischen Beratungsstellen (Gerbera)
  • Ambulanten Diensten

So kann gerade im Anschluss an StäB eine optimale Weiterbehandlung und –versorgung gewährleistet werden. Bestehende ambulante Dienste werden in die Behandlung integriert oder, wenn hier ein akut auftretender Bedarf gesehen wird, in Absprache mit den Betroffenen installiert.

Die Einweisung kann über den Facharzt oder den Hausarzt erfolgen. Die Aufnahme in die StäB  wird über unsere Behandlungskoordinatorin Fr. Wägner-Thiele unter Einbeziehung des Teams und unter Berücksichtigung der freien Behandlungsplätze und der Anfahrtswege geplant. Es stehen insgesamt 10 Behandlungsplätze zur Verfügung.

Zusammenfassend bietet die StäB eine multiprofessionelle  komplexe, individuelle Akutbehandlung speziell multimorbider gerontopsychiatrischer PatientInnen im eigenen Lebensumfeld unter Einbeziehung der Alltagsstrukturen, Alltagsproblematiken, Wünsche und Ressourcen des Patienten. Eng einbezogen werden immer die  Angehörigen und/ oder das Pflegepersonal im Pflegeheim.

Ärztliche Leitung:
Oberarzt Dr. Stefan Spannhorst
E-Mail: s.spannhorst@klinikum-stuttgart.de

 

Pflegerische Leitung:
Tanja Szabo
E-Mail: t.szabo@klinikum-stuttgart.de

 

 

 

Behandlungskoordination
Susanne Wägner-Thiele
Telefon: 0711/ 278 - 22824
E-Mail: s.waegner@klinikum-stuttgart.de