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Stuttgarter Medical Intervention Car (MIC) erreicht 500. Alarmierung

Stuttgart/Winnenden, 1. Dezember 2025 – Knapp ein Jahr nach seinem Start hat das Medical Intervention Car (MIC) der Björn Steiger Stiftung und des Klinikums Stuttgart einen wichtigen Meilenstein erreicht: 500 Alarmierungen seit Dezember 2024. Das Besondere: Das Stuttgarter MIC ist das erste und bislang einzige Sondereinsatzfahrzeug mit erweitertem medizinischen Equipment für die Notfallrettung Deutschlands, das 24 Stunden täglich und an sieben Tagen der Woche verfügbar ist. Damit setzt es neue Maßstäbe in der präklinischen Notfallversorgung und füllt eine entscheidende Lücke zwischen Rettungsdienst und innerklinischer Medizin.

Das MIC ist darauf ausgelegt, intensivmedizinische und invasive Notfallmaßnahmen bereits präklinisch einzuleiten, insbesondere bei Patienten mit akut vitaler Bedrohung – von schweren Traumata über kardiovaskuläre Notfälle bis zu pädiatrischen und neonatologischen Krisensituationen. Dafür steht ein interdisziplinäres Team aus Oberärztinnen und Oberärzten des Klinikums Stuttgart bereit, das Expertise aus Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Neonatologie und Kardiologie vereint. „Wir verstehen das MIC als Erweiterung des bestehenden Systems, nicht als Konkurrenz“, erklärt Dr. Christoph Wihler, Bereichsleitender Oberarzt Notfallmedizin und Facharzt für Anästhesiologie am Klinikum Stuttgart. „Wir kommen zu einem Notfall hinzu, wenn dieser ein zusätzliches Maß an intensivmedizinischem Know-how und Equipment erfordert – um gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des Rettungsdienstes die optimale Versorgung zu gewährleisten. Das Ziel ist immer eine höhere Versorgungsqualität in der kritischen Frühphase.“

24/7 im Einsatz – rund um die Uhr verfügbare Hochleistungsmedizin
Seit seiner Inbetriebnahme am 2. Dezember 2024 wurde das MIC 500-mal alarmiert; das sind im Durchschnitt 1,4 Einsätze pro Tag. In 60 % der Einsätze kam es zu einem direkten Patientenkontakt, in rund zwei Dritteln der Fälle erfolgten die Alarmierungen nachts oder am Wochenende – Zeiträume, in denen vergleichbare Systeme bundesweit nicht zur Verfügung stehen.

Die Einsatzverteilung  verdeutlicht das breite Spektrum der Versorgung:

•    162 Einsätze im Bereich eCPR/ECMO (prähospitale extrakorporale Reanimation)
•    90 Einsätze in Trauma-, Transfusions- und Airway-Management
•    46 Einsätze in der Kinder- und Neonatologie
•    17 weitere Einsätze in unterschiedlichen Spezialbereichen

Das Fahrzeug verfügt über eine mobile Herz-Lungen-Maschine (ECMO), Ultraschalltechnik, Blutprodukte für Transfusionen sowie Ausrüstung zur Versorgung neonataler und pädiatrischer Notfälle. „Gerade in Situationen mit drohendem Kreislaufstillstand oder schwerem Polytrauma kann der unmittelbare Zugriff auf intensivmedizinische Ressourcen entscheidend sein“, so Oberarzt Dr. Wihler. „Das MIC ermöglicht Interventionen, die bisher nur innerklinisch realisierbar waren – und das mit erfahrenen Fachärztinnen und Fachärzten direkt am Einsatzort.“

Beispiele bisheriger Einsätze zeigen, welchen Unterschied das MIC in der präklinischen Versorgung machen kann: Nach einem Verkehrsunfall konnte ein Patient erst durch eine Bluttransfusion stabilisiert und anschließend ins Krankenhaus gebracht werden – ohne das MIC wäre er nicht transportfähig gewesen. In einem weiteren Fall erlitt ein 16-Jähriger in einer Stuttgarter U-Bahn einen plötzlichen Herzstillstand. Durch das frühe Eintreffen des MIC und den sofortigen Einsatz der ECMO überlebte der Jugendliche ohne neurologische Folgeschäden. 

Ein Pilotprojekt mit Signalwirkung
Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt wird vollständig von der Björn Steiger Stiftung finanziert – mit einem Gesamtvolumen von 1,4 Millionen Euro. Ziel ist es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Einsätzen in eine bessere, flächendeckende Notfallversorgung zu überführen. Die wissenschaftliche Begleitung untersucht insbesondere:

•    die klinischen Outcomes bei ECMO-, Trauma- und Neonataleinsätzen,
•    den Einfluss präklinischer Transfusionen auf Überlebensraten,
•    sowie ökonomische und logistische Effekte der erweiterten Versorgungsstruktur.

„Mit dem MIC erproben wir, welchen Einfluss eine erweiterte klinische Ausstattung und intensivmedizinische Expertise bereits am Einsatzort haben kann“, erklärt Joachim von Beesten, Geschäftsführer Forschung, Innovation & Sonderfahrzeuge bei der Björn Steiger Stiftung. „Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass das Konzept funktioniert und eine verbesserte Erstversorgung von schwerstkranken und verletzten Menschen ermöglicht.“


Über das Projekt:
Das MIC Stuttgart ist das erste dauerhaft rund um die Uhr verfügbare Fahrzeug dieser Art in Deutschland. Es ist als gemeinsame Initiative der Björn Steiger Stiftung und des Klinikums Stuttgart Teil eines Forschungs- und Entwicklungsprojekts zur Weiterentwicklung der präklinischen Notfallmedizin. Weitere Informationen zum Medical Intervention Car finden sie hier.

Über die Björn Steiger Stiftung:
Die Björn Steiger Stiftung wurde 1969 von Ute und Siegfried Steiger gegründet, nachdem ihr Sohn nach einem Verkehrsunfall an den Folgen unzureichender Notfallversorgung verstarb. Seitdem engagiert sich die Stiftung unermüdlich für die Verbesserung des Rettungswesens in Deutschland. Zu ihren wegweisenden Initiativen zählen unter anderem die Einführung der Notrufnummern 110/112, Gründung und Aufbau der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF) sowie die Einrichtung von Notrufsäulen an Bundes- und Landstraßen. Die Stiftung verfolgt das Ziel, auf Missstände im Bereich der Notfallhilfe aufmerksam zu machen, den öffentlichen Diskurs anzustoßen und mit eigenen Projekten, wie dem Baby-Notarztwagen oder Herzsicher, und konkreten Lösungen zu einer besseren Notfallversorgung beizutragen – so auch 2025 mit der Einreichung einer Verfassungsbeschwerde zur Schaffung einheitlicher Regelungen im Rettungsdienst. Seit 2024 engagiert sich die Stiftung in konsequenter Weiterentwicklung ihrer Geschichte mit einem eigenen Bereich in der Vermeidung von Verkehrsunfällen. Weitere Informationen unter: www.steiger-stiftung.de