Transplantationszentrum

Spenderoperation

Zeichnung Seitenlage

Um die Zeitspanne, in der sich die Niere außerhalb des Körpers befindet und somit nicht durchblutet wird, möglichst kurz zu halten, wird der Ablauf der Operationen beim Spender und Empfänger sorgfältig geplant. Das Transplantationszentrum verfügt über zwei räumlich verbundene Operationssäle, sodass parallel operiert werden kann. Der Operationsablauf startet mit der Entnahme der Spenderniere. Die Operation des Empfängers beginnt etwa 45 Minuten später. Üblicherweise wird die linke Niere als Spende-Organ genutzt und bevorzugt auf der rechten Seite des Empfängers eingesetzt.

Der Nierenspender wird einen Tag vor der Operation nachmittags aufgenommen. Ab etwa 22 Uhr bleibt der Spender nüchtern, das heißt, er sollte nicht essen, trinken oder rauchen. Die Unterbrechung der Flüssigkeitszufuhr ist eine Belastung für die Nierenfunktion. Daher wird dem Spender über Nacht intravenös Flüssigkeit verabreicht.
 

OP-Verlauf

Als operativer Zugangsweg hat sich ein etwa 10 bis 15 cm langer Flankenschnitt, der zwischen den unteren Rippen angelegt wird, bewährt. Dieser operative Zugang bietet den Vorteil, dass der eigentliche Bauchraum nicht eröffnet werden muss und so das Risiko einer postoperativen Beeinträchtigung der Darmtätigkeit gering gehalten wird. Unter besonderen Umständen kann aber ein Zugangsweg durch den Bauchraum mit Eröffnung des Bauchfells gewählt werden.

Beim Flankenschnitt werden Haut, Unterhautfettgewebe und die Muskelschichten einzeln durchtrennt, so dass man direkt auf die Fettkapsel der Niere gelangt. Diese lässt sich in der Regel leicht von der Nierenoberfläche abpräparieren. Wichtig ist eine sorgfältige Präparation im Verlauf des Harnleiters, um dessen Durchblutung nach der Transplantation zu gewährleisten. So lassen sich dann Nierenvene und Nierenarterie bis zur Einmündung in die untere Hohlvene bzw. in die Bauchschlagader freilegen. Als nächster Schritt wird der Harnleiter durchtrennt und der im Spender verbleibende Harnleiter-Rest unterbunden. Möglichst nah an der Bauchschlagader wird die Nierenarterie mit einer Gefäßklemme verschlossen und anschließend wird die Nierenvene an der Einmündung in die untere Hohlvene abgeklemmt. Nierenarterie und Nierenvene können dann über den Gefäßklemmen durchtrennt werden.

Das Organ ist jetzt vollständig vom Spender gelöst, wird entnommen und in ein Eiswasserbad gegeben. Dort wird es mit einer gekühlten Spezialflüssigkeit durchspült. So gelingt eine möglichst schnelle Kühlung der Niere, um während der durchblutungsfreien Phase einer Schädigung des Transplantats vorzubeugen. Gleichzeitig lassen sich so Blutreste aus dem Gefäßsystem der Niere entfernen, die sonst zur Gerinnselbildung führen könnten. Das Transplantat wird jetzt vom Operationsteam des Empfängers übernommen.

Beim Spender werden nun die Gefäßstümpfe der Nierenarterie und Nierenvene durch Gefäßnähte verschlossen. Zur Ableitung des Wundsekrets wird eine Drainage eingelegt. Dann erfolgt der Verschluss der Operationswunde. Die Operationsdauer beträgt ca. zweieinhalb Stunden. Nach der Nierenspende verbringt der Spender die erste Nacht auf der Intensivstation und wird in der Regel am postoperativen Tag auf die Normalstation verlegt. Er darf wie gewohnt essen und trinken. Die Wunddrainage wird am zweiten oder dritten Tag nach der Operation entfernt. Bei komplikationslosem Verlauf ist die Entlassung aus der stationären Behandlung nach einer knappen Woche möglich. Die Entfernung des Nahtmaterials erfolgt nach zehn bis zwölf Tagen ambulant.

OP-Erfolg

Die Entnahme einer Niere beim lebenden Spender ist eine sehr anspruchsvolle Operation und verlangt vom Operateur ein äußerst konzentriertes und umsichtiges Arbeiten. Bei der Nierenspende müssen die verbleibenden Strukturen des Spenders so erhalten werden, dass eine volle Funktionsfähigkeit gewährleistet ist. Auch das entnommene Organ darf in seiner Funktion nicht beeinträchtigt sein.

Trotz der vorab erfolgten röntgenologischen Gefäßdarstellung finden sich gelegentlich Abweichungen von der normalen Gefäßstruktur, die den Operateur mit unerwarteten Schwierigkeiten konfrontieren und im Extremfall die Transplantation gefährden. Bislang gibt es keine Statistiken über die Häufigkeit abgebrochener Lebendspenden. Im Transplantationszentrum Stuttgart konnten bislang aber alle von Lebendspendern gewonnenen Nieren transplantiert werden.

Risiken und Langzeitauswirkungen für den Spender

Wie jede Operation birgt die Nierenspende Risiken. Allerdings muss bei der Abwägung und Bewertung dieser Risiken berücksichtigt werden, dass der operative Eingriff und die dafür erforderliche Operation nicht zur Abwendung einer Krankheit oder eines Gesundheitsrisikos beim Spender dient. Insofern sind Risiken bei der Lebendspende von besonderer Tragweite und bedürfen einer besonders sorgfältigen Abwägung.

Mögliche Langzweitauswirkungen

  • Selten: Narbenprobleme bis hin zum Narbenbruch (Risiko jeder Bauchraum-OP)
  • Selten: Gering vermehrte Eiweißausscheidung über verbliebene Niere
  • Selten: Schwere Erkrankung der verbliebenen Niere (Tumor, schwere Verletzung) und folglich Dialysenotwendigkeit
  • Erhöhte Schwangerschaftskomplikationen

In der Regel kann der Spender nach der Entfernung einer Niere sein Leben normal weiterführen. Die verbliebene Niere übernimmt weitgehend die Funktion der entfernten Niere. Der Spender muss sich an keine Diät und an keine bestimmte Trinkmenge halten. 

Mögliche Risiken:

  • Frühkomplikationen wie Wundinfekte, Blutungen, Thrombosen, Lungenembolien und Lungenentzündungen
  • Verletzungen der benachbarten Organe (Rippfell, Milz und Darm): höchstens in 1% der Fälle
  • Sterbe-Risiko: 0,03 - 0,06 %