Orthopädische Klinik

Plattfuß, Hackenfuß und Knicksenkfuß

Plattfuß

Der angeborene Plattfuß ist zehnmal seltener als der angeborene Klumpfuß und kann ohne erkennbare andere Ursache (idiopathisch) oder als Teil eines Syndroms vorliegen. Er ist durch eine konvexe Fußsohle, die als Folge einer Ausrenkung eines Mittelfußgelenks (Talonavikulargelenk) bei gleichzeitiger Verkürzung der Achillessehne und Fersenhochstand entsteht, charakterisiert. Klinisch kommen zur konvexen Fußsohle eine Abweichung des Vorfußes nach außen und eine Falte oberhalb der Ferse hinzu. Man bezeichnet diese Fuß auch als Tintenlöscherfuß. Das Röntgenbild zeigt einen steil nach unten stehendes Sprungbein (Talus), weshalb diese Fußfehlstellung auch Talus verticalis genannt wird.
Die Behandlung erfolgt nach dem umgekehrten Ponseti-Prinzip durch serielle Redressionsgipse, die exakt gegenläufig zum Ponseti-Klumpfußgips angelegt werden. In einem zweiten Schritt wird dann die Achillessehne durchtrennt, das Talonavikulargelenk reponiert und mit einem Draht gesichert. 6 Wochen danach wird der Draht entfernt und der Behandlungserfolg durch Schienen und später gegebenenfalls Einlagen gesichert.
In seltenen Fällen gelingt diese Therapie nicht. Es müssen dann ausgedehntere Operationen zur Verbesserung der Fußstellung folgen.

Hackenfuß

Der Hackenfuß ist eine nach der Geburt feststellbare nicht strukturelle und damit gut redressierbare Fußfehlstellung, bei der Fußrücken hochgeklappt ist und quasi der Schienbeinvorderkante anliegt. Die Achillessehne ist nicht verkürzt und auch die Fußsohle normal geformt.
Die Behandlung besteht in krankengymnastischer Redressionsbehandlung bei schweren Fällen und in Abwarten bei leichteren. Das Ergebnis ist immer gut. In wenigen Wochen normalisiert sich diese Fußfehlstellung.

Knicksenkfuß

Die Vertikalisierung des Säuglings, also der Eintritt eines Säuglings ins Laufalter, bringt den flexiblen Knicksenkfuß als Normalbefund mit sich. Man spricht vom physiologischen Knicksenkfuß. Im Laufe der ersten sechs Lebensjahre verbessert sich das Längsgewölbe zusehend, der Fuß richtet sich auf. Ein hoher Prozentsatz macht diese Entwicklung nur unzureichend mit und es resultiert ein mehr oder minder ausgeprägter Knicksenkfuß auch jenseits des zehnten Lebensjahres. Ein kleiner Prozentsatz dieser Füße führt zu Beschwerden: Schmerzen am medialen und lateralen Mittelfuß, gelegentlich aber auch fortgeleitete Beschwerden in der Knieregion oder gar Rückenschmerzen. Dann, und nur dann besteht die Indikation zur Einlagenversorgung. Viel besser ist das regelmäßige Training der gewölbebildenden Muskulatur durch Barfußlaufen und verschiedene Sprungübungen.
Einige Patienten können auch dadurch nicht beschwerdefrei gemacht werden. Für den schmerzhaften Knicksenkfuß des Jugendlichen hat sich die Arthrorise des unteren Sprunggelenks als einfaches und sehr effektives operatives Verfahren etabliert. Wir haben es als eine der ersten kinderorthopädischen Spezialabteilungen aufgegriffen und sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Einige Jugendliche entwickeln einen rigiden Knicksenkfuß. Das untere Sprunggelenk ist steif, das Längsgewölbe bildet sich im Zehenspitzenstand nicht aus. Die Diagnostik muss nun über das einfache Röntgenbild hinaus auf eine Kernspintomografie erweitert werden. Wir suchen nach bindegewebigen, knorpeligen oder knöchernen Verbindungen zwischen den an der Bildung des unteren Sprunggelenk beteiligten Knochen: sogenannte Coalitiones. Falls nachgewiesen, muss je nach Schwere des klinischen Befundes über eine Entfernung dieser Überbrückungen nachgedacht werden. Die Differenzialdiagnose bildet der „peroneal spastic flat foot“, bei dem ein ausgesprochen hoher Muskeltonus der Wadenbeinmuskulatur für den rigiden Knicksenkfuß verantwortlich ist. Er kann meist konservativ behandelt werden.
Einzelne Füße sprechen auf die einfachen Operationsverfahren nicht an. Dann können entweder gelenkerhaltende knöcherne Operationen oder auch Versteifungsoperationen als Lösungen angeboten werden.