Generell ist die Lunge für die Strahlenmediziner ein sehr anspruchsvolles Organ. „Durch die ständige Bewegung der Lunge ist auch ein dort lokalisierter Tumor nichtortsstabil“, sagt Professor Münter, „sondern bewegt sich entsprechend in einem atemabhängigen Rhythmus.“
Ziel einer modernen Strahlentherapie allerdings ist es, einen Tumor mit der optimalen Strahlendosis exakt zu treffen, bei gleichzeitiger Schonung des umliegenden Gewebes. Spezielle Bestrahlungstechniken und Einrichtungen sind dafür nötig. In der Klinik von Professor Münter wurden diese Techniken in den vergangenen Jahren angeschafft. Dazu zählen die:
Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT)
Sie erlaubt es, innerhalb eines Strahlungsfeldes mit verschiedenen Strahlungsintensitäten zu arbeiten. Entsprechend der riologischen Heterogenität eines Tumors werden in einzelnen Tumorabschnitten also unterschiedliche Strahlendosen appliziert. Auch bei ungünstiger Lage eines Tumors, zum Beispiel in der Nähe strahlungsempfindlicher Organe, ist der Einsatz der IMRT von großem Nutzen für den Patienten.
Bestrahlungsplanung
Auf der Basis von CT-, MRT- oder PET/CT-Bildern werden Größe, Kontur und Lage eines Tumors exakt ermittelt. Im Planungsrechner entsteht daraus ein dreidimensionales Modell der Bestrahlungsregion, der sogenannte Bestrahlungsplan. Die Verwendung spezieller Lagerungshilfen gewährleistet zudem die immer gleiche Position des Patienten bei der eigentlichen Bestrahlung.
ImageGuidedRadiotherapy (IGRT)
Unmittelbar vor jeder Bestrahlung erstellt der in den Linearbeschleuniger integrierte Computertomograph in Echtzeit Bilder von der aktuellen Lage eines Tumors. Diese werden direkt mit dem Bild aus der Bestrahlungsplanung verglichen und zeigen so eventuelle Abweichungen an, die dann direkt auf dem Bestrahlungstisch millimetergenau korrigiert werden können – durch eine Änderung der Patientenpositionierung oder durch eine Verschiebung des Bestrahlungstisches.
Volumetric Modulated Arc Therapy (VMAT)
Bei diesem Verfahren rotiert der Strahlerkopf in einer 360-Grad-Drehung um den Patienten. Dadurch wird es möglich, den Tumor kontinuierlich, also in einem Arbeitsgang, von allen Seiten zu bestrahlen. Über variable Strahlendosen und verschiedene Drehgeschwindigkeiten gelingt es zudem, strahlenempfindliche Organe, die bei der Rotation gekreuzt werden, zu schonen.
Aus: Klinikum live, Ausgabe 02|2013