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Interview mit Sandy Beyer und Sybille Hils

Wie gestaltet sich das Spektrum ihrer sporttherapeutischen Angebote für Krebspatienten?

In der stationären Betreuung bieten wir eine Vielzahl an Übungen an, darunter Atemgymnastik, Kraft-Ausdauertraining, Gleichgewichtstraining und koordinative Übungen. Der Fokus liegt dabei auf der Schmerzlinderung und Entspannung. Im ambulanten Bereich arbeiten wir gezielt an der Kraftverbesserung, bieten eine individuelle Beratung zum Eigentraining und betreuen spezielle Gruppenangebote wie die Onkologische Trainings-Therapie (OTT).

 

„Sport und Bewegung haben nachweislich positive Auswirkungen auf den Behandlungserfolg. Sie helfen, die körperliche Fitness zu erhalten und das psychische Wohlbefinden zu steigern.“

Sandy Beyer und Sybille Hils: Sportphysiotherapeutinnen (Fokus Onkologie)

 

Arbeiten sie interdisziplinär mit anderen Fachdisziplinen zusammen?

Ja, die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für uns von zentraler Bedeutung. Wir arbeiten eng mit Pflegekräften, Ärzten, Ergotherapeuten, Logopäden und weiteren Therapeuten zusammen, um einen ganzheitlichen Therapieansatz zu gewährleisten. So können wir die Behandlung individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten abstimmen.

 

Welche individuellen Faktoren berücksichtigen sie bei der Erstellung eines Trainingsplans für Krebspatienten?

Ein individueller Trainingsplan wird auf Basis verschiedener Faktoren erstellt: dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten, seiner Kraft, Ausdauer und den vorhandenen Schmerzen, der spezifischen Krebsdiagnose, aktuellen Blutwerten, eventuellen Nebenerkrankungen sowie der laufenden Therapie. Der Plan wird stets an die aktuelle Situation und das Wohlbefinden des Patienten angepasst.

 

Wie gestaltet sich ein typischer Arbeitstag bei ihnen?

Unser Arbeitstag beginnt in der Regel mit Büroarbeit – E-Mails checken, Telefonate führen und die Tagesplanung organisieren. Danach kümmern wir uns um die Betreuung der stationären Patienten und beraten die Patienten in der Tagesklinik. In Gruppenangeboten wie der OTT-Gruppe absolvieren Patienten gemeinsam Übungen, was häufig motivierend wirkt. Der Rest des Tages ist für Besprechungen und Dokumentationen vorgesehen.

Welche Übungen oder Trainingsmethoden setzen Sie am häufigsten ein?

Das Trainingsprogramm wird individuell angepasst, abhängig vom jeweiligen Patienten. Im Allgemeinen kombinieren wir Ausdauer- und Krafttraining, wobei die Übungen gezielt auf die aktuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.

 

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen im Arbeitsalltag besonders häufig?

Eine der größten Herausforderungen ist die Vielfalt der Krankheitsbilder. Wir betreuen Patienten mit unterschiedlichsten Diagnosen und Krankheitssymptomen – von mobilen bis hin zu pflegebedürftigen Patienten. Zudem stellen die psychischen Belastungen von Patienten und deren Angehörigen eine Herausforderung dar, die wir selbstverständlich in unserer Arbeit berücksichtigen.

 

Nutzen Sie spezielle Geräte oder Technologien zur Unterstützung der Therapie?

Ja, wir setzen verschiedene Hilfsmittel ein, um die Therapie zu unterstützen: Atemtrainingsgeräte, Gehhilfen, Lifter, Elektrotherapie und Ultraschall. Diese Geräte fördern die Mobilität und tragen zur Schmerzlinderung bei.

 

Warum ist Bewegung und Sport besonders wichtig für Krebspatienten?

Sport und Bewegung haben nachweislich positive Auswirkungen auf den Behandlungserfolg. Sie helfen, die körperliche Fitness zu erhalten und das psychische Wohlbefinden zu steigern. Für Krebspatienten bedeutet regelmäßige Bewegung, ein Stück Normalität zurückzugewinnen – und das ist entscheidend für die Lebensqualität.

 

Welche positiven Effekte kann Sport während und nach der Krebsbehandlung haben?

Sport fördert die Selbstständigkeit, unterstützt die Teilnahme am sozialen Leben und hilft, viele Nebenwirkungen der Behandlung wie Fatigue, Depression und Bewegungsmangel zu lindern oder zu verhindern. Fitte Patienten kommen besser durch die Behandlung.

 

Gibt es bestimmte Sportarten oder Trainingsformen, die Sie für Krebspatienten besonders empfehlen?

Ja, insbesondere Ausdauersport und angepasstes Krafttraining sind sehr hilfreich. Beide Trainingsformen lassen sich gut auf den jeweiligen Zustand des Patienten abstimmen.

 

Wie motivieren Sie Patienten, die vielleicht zunächst zögerlich oder ängstlich gegenüber Sport sind?

Es ist wichtig, auf die Ängste und Wünsche der Patienten einzugehen. Oft hilft es, kleine Ziele zu setzen und Erfolge zu feiern. Die Patienten sollen spüren, dass Bewegung keine Last ist, sondern eine positive Erfahrung darstellt.

Welche Strategien nutzen Sie, um die Patienten langfristig zur Bewegung zu ermutigen?

Wir arbeiten mit den Patienten an realistischen, schrittweise erreichbaren Zielen. Zudem vermitteln wir den langfristigen Nutzen von Bewegung und helfen, eine regelmäßige Routine zu etablieren, die sich gut in den Alltag integrieren lässt.

 

Gibt es besondere Erfolgserlebnisse oder Feedbacks von Patienten, die Ihnen zeigen, dass Ihre Arbeit wirkt?

Es freut uns immer, wenn Patienten berichten, dass sie durch Sport und Bewegung nach der Therapie zu Hause besser zurechtkommen und wieder aktiv am Leben teilnehmen können. Besonders stolz sind wir, wenn es uns gelingt, bettlägerigen Patienten zu mehr Selbstständigkeit zu verhelfen.

 

Wie gehen sie mit Rückschlägen oder Motivationsproblemen der Patienten um?

Rückschläge gehören dazu. Geduld, Verständnis und positive Verstärkung sind dabei entscheidend. Wir zeigen den Patienten, was sie bereits erreicht haben und lassen ihnen auch mal eine Pause, wenn nötig. Die Balance zwischen Fordern und Überfordern ist dabei von großer Bedeutung.

 

Das größte Vorurteil gegenüber Ihrer Arbeit oder gegenüber Sport/Krebs mit dem Sie gerne aufräumen würden?

Ein häufiges Vorurteil ist, dass Patienten glauben, sie seien zu krank für Bewegung. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Bewegung unterstützt viele wichtige Prozesse und steigert das allgemeine Wohlbefinden.

 

So bleiben Sie selbst sportlich aktiv:

Laufen, Fitnessstudio, Yoga, Core-Training, Tauchen oder Spaziergänge mit dem Hund – Bewegung und Sport sind ein fester Bestandteil unseres Alltags.