Nase und Nasennebenhöhlen
Welche Aufgaben hat die Nase?
Die Nase ist die Klimaanlage unserer Luftwege. Die Nase:
- reinigt mechanisch die eingeatmete Luft
- erhöht die Luftfeuchtigkeit der Atemluft für die Atemwege
- erwärmt die Atemluft
Nasenscheidewandverkrümmung operativ korrigieren
Eine behinderte Nasenatmung wird häufig durch eine Nasenscheidewandverkrümmung (Nasenseptumdeviation) hervorgerufen, die durch eine Operation an der Nase korrigiert werden kann. Menschen mit einer ausgeprägten Nasenscheidewandverkrümmung leiden an einer chronisch verstopften Nase und sind oft gezwungen, durch den Mund zu atmen. Des Weiteren können rezidivierende Entzündungen der Nasennebenhöhlen, häufiges Nasenbluten (Epistaxis) aber auch Schlafstörungen und Schnarchen durch eine verkrümmte Nasenscheidewand bedingt sein. Schon bei leichter sportlicher Betätigung müssen sie auf die Mundatmung umstellen, um der Lunge genügend Luft und damit Sauerstoff zuzuführen. Eine chronische Halsentzündung und häufige Infekte können die Folge sein.
Risikofaktoren: Nasentropfen und Heuschnupfen
Neben einer Nasenscheidewandverkrümmung können auch große Schwellkörper (Nasenmuscheln) die Nasenatmung wesentlich beeinträchtigen. Meist sind die unteren Nasenmuscheln zu groß, aber auch die mittleren Nasenmuscheln können anatomisch abweichen und damit sehr groß werden. Ein chronischer Gebrauch von Nasentropfen führt genauso wie eine Allergie, zum Beispiel auf Pollen und Gräser, zu vergrößerten, geschwollenen Nasenmuscheln.
Schonende operative Therapie
Die Therapieziele bei einer behinderten Nasenatmung sind die Korrektur der Nasenscheidewandverbiegung und die Verkleinerung der vergrößerten Schwellkörper. Dadurch werden die Nasenatmungsbehinderung und deren Folgen verbessert und somit die Lebensqualität deutlich erhöht.
Dabei werden die Teile der Nasenscheidewand, die nach rechts oder links verlagert sind, in die Mittellinie gestellt. Ein schonendes, operatives Vorgehen ist notwendig, um die Aufgaben der Nase möglichst nicht zu beeinträchtigen.
Im Fall von kosmetisch störenden Formveränderungen der äußeren Nase kann neben solchen funktionsverbessernden Maßnahmen zugleich auch eine Korrektur der äußeren Form vorgenommen werden.
In der modernen funktionellen Nasenseptumchirurgie werden lediglich die verkrümmten Septumanteile entfernt, begradigt und anschließend wieder replantiert. Somit gelingt es, das Operationstrauma zu minimieren und gleichzeitig eine ausreichende Stützfunktion des Nasenseptums zu erhalten. Zudem wird somit das Risiko einer Septumperforation deutlich vermindert. Gelegentlich werden am Ende der Operation noch Silikonschienen (Splints) rechts und links für wenige Tage an das Septum genäht. Diese dienen der inneren Schienung und schützen gleichzeitig vor einem Septumhämatom.
Fast immer kann auf das Einbringen von Fremdmaterial wie Tamponaden gänzlich verzichtet werden.
Die Verkleinerung der Nasenmuscheln wird abhängig vom Beschwerdebild und den anatomischen Gegebenheiten mit unterschiedlichen Techniken durchgeführt. Sie reicht von einer zur Seite Verlagerung der Nasenmuschel bis zum Entfernen des Knochens des Kopfes der Nasenmuschel unter Erhalt der für die Funktion der Nase wichtigen Schleimhaut.
Bereits am nächsten Morgen erfolgt die Abschlusskontrolle und Entlassung. Hier erhalten Sie alle weiteren notwendigen Informationen für den weiteren Behandlungsverlauf. Der stationäre Aufenthalt dauert somit nur einen Tag.
Schnelle Genesung
Sportliche Aktivitäten wie Rad fahren, Joggen oder Tennis spielen können meist nach zwei bis drei Wochen wieder aufgenommen werden.
Jedes Jahr suchen mehr als 20 Prozent der deutschen Bevölkerung aufgrund einer Erkrankung der Nase oder der Nasennebenhöhlen den Arzt auf. Chronisch entzündliche Erkrankungen der Nasennebenhöhlen haben in Europa eine Häufigkeit von 5-10 Prozent.
Wir haben auf jeder Seite der Nase vier Nebenhöhlen: die Kieferhöhle, die Stirnhöhle, die Siebbeinhöhle und die Keilbeinhöhle. Jede Nasennebenhöhle hat einen eigenen Ausführungsgang. Ist dieser Ausführungsgang sehr eng, kann sich eine Nebenhöhlenentzündung bilden. Schon ein harmloser Schnupfen kann durch Anschwellen der Schleimhäute zu einer kompletten Blockade dieses Ausführgangs führen. In der Folge kann der in den Nebenhöhlen gebildete Schleim nicht mehr abfließen und verbleibt in der betroffenen Nebenhöhle: ein idealer Nährboden für bakterielle Infektionen. So kann sich aus einer immer wiederkehrenden Nebenhöhlenentzündung schließlich eine chronische Nebenhöhlenentzündung entwickeln.
Akute Entzündungen können konservativ behandelt werden. In vielen Fällen handelt es sich aber um eine chronische Erkrankung. Dabei stehen klinische Symptome, wie eine behinderte Nasenatmung, nasale Sekretion, Beeinträchtigung des Geruchs- und Geschmackssinns sowie Kopfschmerzen, im Vordergrund, die die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit deutlich beeinträchtigen.
Die endoskopische Untersuchung der Nase führt in den meisten Fällen schnell zu einer Diagnosestellung. Hier zeigt sich häufig eine Nasenscheidewandverkrümmung, Nasenpolypen als Zeichen einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen, selten auch gut- und bösartige Tumore der Nase und der Nasennebenhöhlen. Je nach Beschwerdesymptomatik ist zusätzlich eine radiologische Bildgebung (CT, MRT) notwendig, um ein auf den Patienten individuell angepassten Behandlungsplan zu erstellen.
Schonende Operation bei chronischer Nebenhöhlenentzündung
Kommt es zum Versagen der konservativen Therapie mit Antibiotika, lokalen oder systemischen Kortisonpräparaten, hilft oft nur noch eine funktionell endonasale Operation.
Therapieziel bei einer chronischen Nebenhöhlenentzündung ist es, die Engstellen der betroffenen Ausführungsgänge gezielt zu erweitern oder zu beseitigen. Mithilfe einer Computertomographie verschaffen wir uns vor der Operation ein Bild von der individuellen Anatomie des Nebenhöhlensystems. Unsere erfahrenen Operateure erweitern den zu engen Ausführungsgang mit Hilfe eines Endoskops, das sie durch die Nase führen. Ist die Engstelle beseitigt, kann sich die chronisch veränderte Schleimhaut in den nachgeschalteten Nebenhöhlen wieder erholen.
Erkrankungen der Nasennebenhöhlen werden in unserer Klinik nach neuestem Wissensstand und modernster Technik behandelt. So können mittels hochauflösender Optiken (Endoskope), dem Einsatz der intraoperativen Navigation und chirurgischer Assistenzsysteme bessere Therapieergebnisse erreicht werden. Auf all diesen Gebieten verfügen wir über umfangreiche Erfahrungen.
Das Shaver-System erleichtert die genaue Positionierung des Instruments für die Entfernung des Gewebes. Da dieses Gerät präziser arbeitet, ist die Verletzungsgefahr für das umliegende Gewebe geringer (siehe Video).
So verringern sich die operativen Risiken für den Patienten. Meistens kann auf das Einbringen von Fremdmaterial wie Tamponaden gänzlich verzichtet werden.
Neu: Antikörpertherapie bei Nasenpolypen
Auch nach korrekt durchgeführter Nasennebenhöhlenoperation und konsequenter Anwendung von lokalen Steroiden bilden sich bei einigen Patienten erneut Nasenpolypen aus. Seit 2019 steht den Betroffenen mit einer Antikörpertherapie ein neues und effektives Behandlungsverfahren zur Verfügung. Wir haben mit diesen Medikamenten viele Erfahrungen gesammelt und können Sie hierzu gerne beraten.
Erweiterung der Tränenwege
Ein tränendes Auge oder wiederkehrende Entzündungen und Schwellungen im Bereich der Tränenwege können durch eine Verengung im Bereich des Tränenkanals oder des Tränensacks entstehen.
Abhilfe verschafft eine Erweiterung der Tränenwege. Das schonendste Verfahren für diesen Eingriff die sogenannte „West-OP“ oder Dakryocystorhinostomie (DCR). Unsere erfahrenen Operateure führen in enger Kooperation mit der Augenklinik die Operation durch die Nase in einer kurzen Vollnarkose durch. Ein Silikonstent zur Schienung der Tränenwege kann nach 8-12 Wochen bei einem ambulanten Termin ohne weitere Narkose schmerzfrei entfernt werden.
Komplikationen am Auge
Entzündungen der Nebenhöhlen können sich besonders bei Kindern auf die Augenhöhle ausbreiten. Man spricht von orbitalen Komplikationen. Kinder sind vor allem betroffen, da sie noch keine ausgebildete Stirnhöhle oder Kieferhöhle haben – wohl aber eine Siebbeinhöhle. Über eine operative Eröffnung dieser Siebbeinhöhle kann das entzündete Sekret abgeleitet und drainiert werden.
Hervortreten des Augapfels
Bestimmte Erkrankungen der Schilddrüse wie Morbus Basedow führen zu einer Gewebsvermehrung in der Augenhöhle. Der Augapfel tritt sichtbar nach vorne. Ein Schaden der Hornhaut und der Augenmuskeln sowie des Sehnervs ist möglich (endokrine Orbitopathie). Eine Entlastungsoperation kann diese Situation wesentlich verbessern. Dabei eröffnen wir die Nebenhöhlen großflächig und entfernen die knöcherne Begrenzung zur Augenhöhle. So hat das Augenhöhlengewebe wieder mehr Platz, sich auszubreiten und der Augapfel kann wieder in die Augenhöhle zurücktreten.
Operationen bei Verletzungen der Schädelbasis und des Auges nach Unfällen
Im Rahmen von Unfällen kann es zu Rissen in der Schädelbasis mit Austritt von Nervenwasser (Liquor) in die Nase kommen. Über diese Defekte können Bakterien in das Gehirn dringen und zu Hirnhautentzündungen und Abszessen im Gehirn führen, weshalb derartige Verletzungen durch eine Operation verschlossen werden sollten. Schwere Unfälle führen oft zu einer Verletzung der Augenhöhle (Orbita) und des Sehnervs. Hierüber lesen Sie mehr in der Rubrik Traumatologie.
Tumoroperationen und plastische Rekonstruktionen von Teilen der Nase, Nasennebenhöhle und der Augenhöhle
Gutartige und bösartige Tumore, die im Bereich der Nasennebenhöhlen und an der Schädelbasis lokalisiert sind, können zu vielfältigen Beschwerden führen. Je nach Lokalisation und Größe des Tumors ist eine Operation durch die Nase oder durch kombinierte Zugänge in Kooperation mit den Kollegen der Neurochirurgie erforderlich.
Angeborene Fehlbildungen (einschließlich Nasenfisteln, Dermoide)
Nasenfisteln und -zysten sind seltene angeborene Fehlbildungen. Bei einer Fistel handelt es sich um einen kleinen Verbindungsgang unter der Haut, der eine Vielzahl von Geweben (wie Haare und Drüsen) enthalten kann. Nasenfisteln zeigen sich meist als kleine Vorwölbungen im Bereich des Nasenrückens.
Gefäßunterbindungen bei unstillbaren Nasenbluten
Nasenbluten kann im Notfall durch Verödung der Blutungsstelle oder durch einen inneren Nasenverband (Tamponade) behandelt werden. Nur ganz selten sind stationäre Klinikaufenthalte und operative Eingriffe notwendig. Hierbei werden in einer kurzen Vollnarkose die für das Nasenbluten verantwortlichen Gefäße durch Koagulation verödet oder mit Gefäßclips versorgt. In schweren Fällen ist eine interventionelle Behandlung in Kooperation mit der Klinik für Neuroradiologie möglich.
Behandlung von Patienten mit Morbus Osler (Hereditäre, hämorrhagische Teleangiektasie; HHT)
Es handelt sich um eine seltene autosomal-dominant vererbte Erkrankung des Gefäßbindegewebes. Diese betrifft häufig mehrere Organe und ist somit eine Systemerkrankung. Patienten leiden an schwerem, wiederkehrendem Nasenbluten oder Gefäßmissbildungen der äußeren Haut (Teleangiektasien). Zudem kann es zu Blutungen im Bereich des Magen-Darmtrakts kommen. Gefäßmissbildungen können auch in verschiedenen Organen, insbesondere im Bereich der Lunge, der Leber und des Gehirns auftreten.
Zur Behandlung der Gefäßveränderungen der Haut und Schleimhäute sowie des wiederkehrenden Nasenblutens bieten wir neben konservativen Therapiekonzepten auch die Laserbehandlung und die Argon Plasma Koagulation (APC) an. Dabei werden die Blutungsherde der Schleimhaut mittels Edelgas (Argon) erhitzt und verschorft.
Rezidivierende Nasenpolypen und Asthma bronchiale - Analgetika-Intoleranz?
Ursache für eine rezidivierende Polypenbildung in der Nase kann eine durch Schmerzmittel wie z.B. Aspirin verursachte Erkrankung der Atemwege sein. Aspirin gehört zu den Verbindungen der Salizylate, die sich auch in vielen Lebensmitteln in nicht unerheblichen Konzentrationen befinden (https://samter-trias.de/tag/salicylsaeuregehalt-von-lebensmitteln/). So wird auch ohne die bewusste Einnahme von Aspirin täglich eine krankheitsauslösende Menge an Salizylatverbindungen aufgenommen. Eine suffiziente Diät ist kaum möglich. Die Patienten leiden meist unter einer chronischen Rhinosinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) mit Nasenpolypen und einem nichtallergischen Asthma bronchiale. Diese Symptome werden auch unter dem Begriff der Samter-Trias zusammengefasst oder als Morbus Widal bezeichnet.
Bei Vorliegen dieser Symptome wird zunächst ein oraler Provokationstest mit Aspirin als führende Substanz der COX-1 hemmenden Analgetika (NSAID-non steroidal anti inflammatory drugs) stationär durchgeführt. Tritt hierbei eine allergische Reaktion auf, spricht man von einer Aspirin- oder Analgetika-Intoleranz. Im Falle der Bestätigung der Intoleranz durch den Provokationstest erfolgt anschließend eine Aspirin-Toleranzinduktion oder auch ASS-Desensibilisierung genannt. Im Prinzip wird dabei der Körper an Aspirin und damit auch an andere Salizylatverbindungen gewöhnt.
Um diesen Zustand zu erhalten, ist anschließend die tägliche Einnahme einer Erhaltungsdosis von 100 mg Aspirin protect nötig. Durch die Induktion dieses Gewöhnungszustandes werden andere Schmerzmittel der Gruppe der NSAID`s besser vertragen, die Nasenpolypen wachsen nicht mehr oder zumindest weniger schnell nach und auch die asthmatischen Beschwerden bessern sich deutlich. Außerdem sollte bei Patienten mit analgetikainduzierten Erkrankungen der Atemwege, die aufgrund kardiovaskulärer, neurologischer oder rheumatischer Erkrankungen NSAID´s benötigen, eine Aspirin-Intoleranzinduktion unter stationären Bedingung durchgeführt werden, um schwerwiegende anaphylaktische Reaktionen zu vermeiden.