Behandlung von ZNS-Lymphomen

Studienteilnahme war eine große Chance

Gerald Illerhaus

Sofort nach der Diagnose wurde Marion Jegal in die Studie zur Hochdosischemotherapie bei primären ZNS-Lymphomen von Professor Illerhaus aufgenommen. Eine Operation war keine Option, da sie keinen positiven Einfluss auf das Überleben gehabt hätte und aufgrund der Größe des Tumors mit erheblichen Funktionseinschränkungen verbunden gewesen wäre. Für sie blieb nur die Behandlung im Rahmen der Studie.

„Meine Familie und ich, wir haben diese Studie als eine Riesenchance wahrgenommen“, sagt sie. Gedanken, dass sie ein Versuchskaninchen sein könnte, seien ihr nie gekommen. Denn die Behandlung fand auf der Grundlage von vielen Erfahrungen im Umgang mit der Erkrankung, Zahlen und Datenmaterial statt, welche weltweit gesammelt und analysiert wurden. „Die Studie war eine Chance, sich in erfahrene Hände zu begeben“, sagt sie – im vollen Bewusstsein, was die Alternative zur Behandlung im Rahmen der Studie gewesen wäre.

Fünf Monate verbrachte Marion Jegal im Krankenhaus. Nach Hause wollte sie gar nicht. „Das Krankenhaus war für mich ein geschützter Raum“, sagt sie. Das gute Verhältnis zwischen ihr als Patientin, den Ärzten und dem Pflegepersonal hat dieses Gefühl nochmal verstärkt. Ähnlich ging es auch ihrer Familie. Ihr Partner wusste immer ganz genau, wann welche Behandlung ansteht und in welchen Dosen die Chemotherapie verabreicht wird. Die Aufklärung in einem persönlichen Gespräch und durch Infomaterial war transparent und auch für den medizinischen Laien gut verständlich. „Wir hatten ein gutes Verhältnis zu den Ärzten. Auch jenseits der medizinischen Ebene“. Dieses große Vertrauen in die Mediziner und deren Erfahrung in der Studie hat Marion Jegal und ihrer Familie viel Lebensmut geschenkt.

Wenn die heute 57-Jährige von der Behandlung und ihrer Zeit im Krankenhaus spricht, spürt auch ein Außenstehender sofort die Dankbarkeit, die sie für Professor Illerhaus und das Behandlungsteam hat. „Hirn-Lymphome sind eine sehr seltene Erkrankung und ich bin den Ärzten dankbar, die sich damit beschäftigen“, sagt sie. ZNS-Lymphome sind sehr aggressiv und führen unbehandelt innerhalb einiger Wochen bis weniger Monate zum Tod. Professor Illerhaus leitet die derzeit weltweit größte Studie zur Behandlung dieser Krebserkrankung.

Die Behandlung von ZNS-Lymphomen basiert auf einer hirngängigen Chemotherapie, bei jüngeren Patienten kombiniert mit einer Transplantation peripherer Blutstammzellen. Durch die Gabe des Medikaments Methotrexat sowie weiterer ZNS-gängiger Substanzen schrumpft das Lymphom zusammen und verschwindet in aller Regel, wie bei Marion Jegal, vollständig. Zu kämpfen hatte sie mit den bekannten Nebenwirkungen einer Chemotherapie und den Folgen der Stammzelltransplantation. „Mir sind die Haare ausgefallen und ich habe während der Behandlung 20 Kilogramm abgenommen“, sagt sie.

Am Ende der Behandlung war das Lymphom verschwunden. Marion Jegal ist geheilt und muss sich auch keine Sorgen machen, dass der Krebs zurückkehrt. Sie muss keine Medikamente mehr nehmen. Die Tatsache, dass sie überlebt hat, sieht Marion Jegal nicht als ihre persönliche Leistung. „Mein Überleben ist das Ergebnis des Wissens und der Erfahrung von Medizinern“, sagt sie. Und das von Glück. Das Glück nun wieder arbeiten zu können und ihr Enkelkind aufwachsen zu sehen.

Aus: Klinikum live, Ausgabe 02|2016

Klinik für Hämotologie, Onkologie und Palliativmedizin

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Prof. Dr. Gerald Illerhaus
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