Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie

Chirurgie der Speiseröhre und des Magens

Darstellung Speiseröhre

Bösartige Tumore des Magens und der Speiseröhre (Ösophaguskarzinome)

Die Inzidenz bösartiger Tumore der Speiseröhre - auch als Ösophaguskarzinome bekannt - liegt bei ca. 6-8/100000 Einwohner pro Jahr, die bösartiger Magentumore bei ca. 4-8/100000 Einwohner pro Jahr. Während bösartige Tumore des Magens in den vergangenen 30 Jahren deutlich abgenommen haben, nimmt die Zahl an Tumoren am Übergang von Speiseröhre zu Magen stetig zu, bei gleichzeitiger Abnahme der Zahl der Tumore des mittleren und oberen Anteils der Speiseröhre.

In unserer Klinik werden routinemäßig chirurgische Eingriffe bei bösartigen Tumoren der Speiseröhre und des Magens in stetig steigender Anzahl durchgeführt. Dabei reicht das Spektrum von der fast vollständigen, über die totale Entfernung des Magens und der unteren Speiseröhre bis hin zur kompletten Entfernung der Speiseröhre und Rekonstruktion mittels Schlauchmagen oder Dickdarmüberbrückung über Bauch- und Brusthöhle (Zweihöhleneingriff). Die Mehrzahl dieser hoch komplexen Eingriffe führen wir seit Jahren in minimalinvasiver Technik (Schlüssellochchirurgie) durch. Insbesondere Patient*innen mit Ösophaguskarzinomenen, bei denen ein sogenannter Zweihöhleneingriff durchgeführt werden muss, profitieren im Hinblick auf perioperative Komplikationen erheblich von dieser schonenden Technik. Ein konsequentes und standardisiertes Komplikationsmanagement garantiert darüberhinaus eine herausragend niedrige Krankenhausmortalität von 3,4% (vgl. Bundesdurchschnitt Krankenhausmortalität Speiseröhrenchirurgie 8,6%, Magenchirurgie 11,2 % Baum et al. Dtsch. Ärztebl. Nov. 2019). Im Jahre 2021 haben wir 47 abdominothorakale Speiseröhrenresektionen durchgeführt mit einer 0%igen Mortalität.

Die selten erforderliche freie Transplantation eines Dünndarminterponats bei am Hals lokalisierten hochsitzenden Tumoren der Speiseröhre erfolgt in Kooperation mit der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde des Klinikums Stuttgart. Frühe Tumorstadien am Übergang Ösophagus zu Magen können in Zusammenarbeit der Klinik für Gastroenterologie durch hochspezialisierte Diagnostik exakt klassifiziert und durch lokale endoskopische Abtragung saniert werden.

Die chirurgische Therapie ist als zentrale Therapieeinheit  in ein interdisziplinäres Behandlungskonzept im Rahmen des SCC (Stuttgart Cancer Center) integriert. Alle Patienten erhalten in Abhängigkeit von Tumorstadium und begleitenden Erkrankungen ein individualisiertes Therapiekonzept  auf dem Boden aktuellster wissenschaftlicher Erkenntisse. In wöchentlichen Sitzungen der interdiziplinären Tumorkonferenz wird in Kooperation mit den Kliniken für Gastroenterologie, Onkologie und Radioonkologie des Klinikum Stuttgarts über Vor- und Nachbehandlung der Patienten mittels Chemo- oder Strahlentherapie oder einer Kombination beider Therapiestrategien entschieden. Dabei erfolgt ein enger Austausch mit den niedergelassenen Kollegen aus Gastroenterologie und Onkologie. Zudem wird die Teilnahme an multizentrischen Studien für jeden Patienten individuell diskutiert.

Für die Betreuung der Patienten vor und nach der Operation stehen ein spezialisiertes Behandlungsteam der Intensivstation sowie einer neu eröffneten Intermediate Care Station als Bindeglied zur Normalstation zur Verfügung. Hierbei gehören lokale Schmerzkatheter (Periduralanästhesie) zur Standardtherapie, die eine schmerzarme Mobilisation nach der Operation erlauben und durch Immobilisation bedingte Komplikationen vermeiden helfen.

Chronische Refluxerkrankung der Speiseröhre, Thoraxmagen

Die Refluxerkrankung (Rückfluss der Magensaftes in die Speiseröhre) tritt in aller Regel im Rahmen von Zwerchfellbrüchen auf und kann zu chronisch entzündlichen Veränderungen im Bereich der Speiseröhre führen, die sich für den Patienten als Sodbrennen zeigen. Als Ursache findet sich in aller Regel ein unzureichender Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen, häufig begünstigt durch einen Zwerchfellbruch (Hiatushernie), der dazu führt, dass sich der obere Anteil des Magens im Brustkorb befindet.

Die Behandlung der Refluxkrankheit ist eine Domäne der konservativ-internistischen Therapie. Nur ein sehr kleiner Teil der Patienten mit Sodbrennen muss sich einer chirurgischen Therapie unterziehen, so dass die Entscheidung für eine Operation stets in enger Abstimmung mit den Kollegen der Gastroenterologie und nach ausgiebiger Diagnostik erfolgen sollte. Eine Ausnahme sind Patienten, die in bestimmten Situationen (Bücken, Liegen) einen starken Rückstrom von Mageninhalt in die Speiseröhre und den Rachen bemerken, und Patienten, bei denen sich größere Anteile des Magens im Brustkorb befinden (Upside-down-Magen, Thoraxmagen). Bei diesen Patienten ist eine medikamentöse Therapie im Allgemeinen nicht hilfreich und eine operative Korrektur erforderlich.

Die operative Therapie der Refluxkrankheit und auch des Upside-Down-Magens erfolgt bis auf wenige Ausnahmen minimalinvasiv. Dabei wird der Magen in den Bauchraum zurückverlagert, der Bruch verschlossen und durch Bildung einer Magenmanschette um die Speiseröhre der Verschluss des Magens erreicht.