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Diabetes immer häufiger bei Kleinkindern

Immer mehr Kleinkinder erkranken an einem Typ 1 Diabetes, die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Aktuell sind in Deutschland etwa 25.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betroffen. Die Zahl der Neuerkrankungen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt. Ein bundesweit einmaliges Projekt des Olgahospitals – Klinikum Stuttgart und des Gesundheitsamts der Landeshauptstadt soll verhindern, dass es bei Erkrankung zu einer lebensgefährlich schweren Stoffwechselentgleisung kommt. Dazu ist die frühe Diagnose eines Diabetes wichtig, die oft bei Kleinkindern zu spät erfolgt. Dies  gelingt am besten, wenn Eltern die typischen Symptome eines Diabetes erkennen und rasch handeln. Das Projekt setzt dabei auf Information und Aufklärung über die vier Warnzeichen eines Diabetes.

Beim Typ 1 Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, deren Ursache trotz intensiver Forschung noch nicht vollständig geklärt ist. Dabei werden die insulinproduzierenden Zellen der Langerhansschen Inseln der Bauspeicheldrüse zerstört. „Frühkindlicher Diabetes hat nichts mit der Lebensführung oder dem Körpergewicht zu tun“, betonte bei einem Pressegespräch am Dienstag (20.01.2015) Dr. Martin Holder, leitender Oberarzt im Olgahospital und dort u.a. verantwortlich für das größte Diabetes-Zentrum für Kinder und Jugendliche in Süddeutschland. Bisher kann diese Erkrankung präventiv nicht verhindert werden. Wichtig sei aber, frühzeitig die typischen Symptome zu erkennen: ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und stetige Müdigkeit.

Treten diese Symptome auf, so sollte der Kinderarzt aufgesucht werden, der eine Blutzuckermessung bzw. einen Urintest vornimmt. Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose, so ist eine sofortige stationäre Aufnahme in das Olgahospital erforderlich. Ist der Kinderarzt nicht erreichbar bzw. treten die Symptome nachts oder am Wochenende auf, können sich die Eltern direkt an das Olgahospital  wenden. Die  Interdisziplinäre Pädiatrische Notaufnahme (PINA) ist rund um die Uhr aufnahmebereit.

Im Rahmen des Projekts zur Früherkennung werden Eltern von Kleinkindern zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung vom Gesundheitsamt über die typischen Anzeichen eines Diabetes informiert. „Plakate und Veröffentlichungen sollen auch die Stuttgarter Bevölkerung darauf aufmerksam machen“, erläuterte Privatdozent Dr. Stefan Ehehalt, Leiter der Abteilung Kinder-, Jugend- und Zahngesundheit, Gesundheitsförderung, Soziale Dienste beim Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Stuttgart. Auch interessierten Kindertageseinrichtungen werden Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt.

Gestartet ist das Projekt jetzt zum Jahresbeginn und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Gelingt es, die Rate und vor allem die Schwere der diabetischen Stoffwechselentgleisungen deutlich zu senken, kann dieses Projekt als potentielles Modell für viele weitere Stadt- und Landkreise dienen. Darauf setzt auch die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD), die das Projekt  bereits  mit dem Leonard-Thompson-Gedächtnispreis ausgezeichnet hat.

Im Olgahospital ist in der Endokrinologie die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus ein besonderer Schwerpunkt. In der Ambulanz werden über 400 Patienten von einem multiprofessionellen Team regelmäßig be-treut. Neben der konventionellen Insulin-Therapie ist auch die kontinuierliche Therapie mit Insulinpumpe sowie Verfahren zur kontinuierlichen Glukosemessung etabliert. Die Pädiatrie 2 ist von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) als Behandlungs- und Schulungszentrum für diabetische Kinder und deren Eltern anerkannt. Die Betreuung der Patienten erfolgt durch Kinder-Endokrinologen und -Diabetologen, Diabetesberaterinnen sowie einem breitgefächerten psychosozialen Team (Psychologe, Sozialarbeiterin, Lehrerinnen, Ernährungsberatung).