Klinische Schwerpunkte

Refluxkrankheiten und Klassifikation

Die Refluxkrankheit ist eine weit verbreitete Zivilisationskrankheit und betrifft ca. zehn Millionen Patienten in Deutschland. Die Abkürzung GERD steht für die Gastro-Ösophageale-Refluxerkrankung, bei der zwischen einer erosiven (ERD) und einer nicht-erosiven (NERD) Form unterschieden wird. Allerdings haben nur rund 59 Prozent der Patienten mit Refluxbeschwerden tatsächlich auch eine Refluxerkrankung. So haben beispielsweise etwa ein bis vier Prozent der Reflux-Patienten eine Achalasie.

Bei der Refluxkrankheit kommt es zu einem pathologischen Aufsteigen (Reflux) von Mageninhalt in die Speiseröhre. Dies kann durch eine zu hohe Magensäureproduktion bedingt sein, aber auch durch eine gestörte Bewegung (Peristaltik) der Speiseröhre (Ösophagus) oder eine Insuffizienz des unteren Schließmuskels der Speiseröhre (Ösophagussphinkters). Sehr häufig findet sich begleitend ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie).

Häufige Symptome sind:

  • Saures Aufstoßen (Sodbrennen)
  • Brustschmerzen
  • Chronische Kehlkopfentzündung (Laryngitis)
  • Chronischer Husten (häufig in der Annahme eines Asthma bronchiale)

 
Das sogenannte Sodbrennen tritt vor allem nachts bei flachem Liegen, nach dem Genuss von süßen Speisen, Tabak und Alkohol sowie beim Bücken oder Heben von schweren Lasten auf.
Die Refluxkrankheit kann in verschiedene Stadien unterteilt werden, wofür es – wie so oft in der Medizin – verschiedene Klassifikationen gibt.

Klassifikation nach Savary und Miller

  1. Eine oder mehrere nicht konfluierende Schleimhautläsionen mit Rötung und Exsudation
  2. Konfluierende erosive und exsudative Läsionen, die noch nicht die gesamte Zirkumferenz (lateinisch: Umfang) des Ösophagus einnehmen
  3. Die Läsion nimmt die gesamte Zirkumferenz des Ösophagus ein
  4. Ulcus oesophagei, Barrett-Ösophagus, Strikturen und andere chronische Schleimhautläsionen

Die Los-Angeles-Klassifikation

  1. eine oder mehrere Schleimhautläsionen unter 0,5 cm
  2. mindestens eine Läsion länger als 0,5 cm, Läsionen überschreiten noch nicht zwei Mukosafalten
  3. es werden mehrere Mukosafalten von den Läsionen überschritten, aber es liegen noch keine zirkulären Defekte vor
  4. zirkuläre Defekte vorhanden

Die MUSE-Klassifikation

  • Metaplasie
  • Ulkus
  • Striktur und
  • Erosion

unterteilt alle vier in jeweils vier Schweregrade.
0 = fehlend; 1 = geringfügig; 2 = mittelgradig; 3 = schwergradig.

Thoraxmagen oder Up-Side-Down-Magen

Die Speiseröhre tritt vom Brustkorb (Thorax) in den Bauchraum (Abdomen) über und mündet hier in den Magen. Dabei wird die Speiseröhre muskulär vom Zwerchfell umgeben. Die Muskulatur der Zwerchfellschenkel unterstützt die Funktion des unteren Schließmuskels der Speiseröhre (Ösophagussphinkter). Bei einer Hiatushernie (Zwerchfellbruch) ist der Zwerchfelldurchtritt gelockert bzw. erweitert und kann die Funktion des unteren Ösophagussphinkters nicht mehr unterstützen.

Man unterscheidet die axiale Hiatushernie (Gleithernie, 90 Prozent), bei der der obere Magenanteil in den Brustkorb nach oben gleiten kann, von der paraösophagealen Hernie. Hier schiebt sich der Magen bei anatomisch korrekt liegendem Ösophagussphinkter von unten neben dem Ösophagus in den Brustraum. In der ausgeprägtesten Form kann dabei der gesamte Magen oberhalb des Zwerchfells (Diaphragma) zum Liegen kommen, was als Thoraxmagen oder Up-Side-Down-Magen beschrieben wird. Hierbei kann es durchaus zu schwerwiegenden Komplikationen kommen wie einer Passagestörung, Einklemmung mit Durchblutungsstörung oder zu Geschwüren und Blutungen.

Achalasie

Die Achalasie ist eine Erkrankung, bei der der untere Schließmuskel der Speiseröhre (Ösophagussphinkter) nicht richtig öffnet und in der Folge die Bewegung (Motilität) der Speiseröhre (Ösophagus) negativ beeinflusst wird. Zunächst arbeitet die Speiseröhre gegen den hohen Druck, wird dann im Verlauf aber immer träger und weitet (dilatiert) sich schließlich.