Elektives Sigmazentrum

Für Interessierte

In der Rubrik „ Für Interessierte“ werden die häufigsten Fragen etwas ausführlicher beantwortet. Sollten nach dem Lesen der unten genannten Informationen weiterhin Fragen bestehend, beraten wir sie gerne in unserer elektiven Sigmasprechstunde.
    

Was ist eine Divertikulose?

Die Divertikulose ist die häufigste gutartige Erkrankung des Gastrointestinaltraktes. Es handelt sich um sackartige Ausstülpungen des Darms, sogenannte Divertikel. Typischerweise sind diese Divertikel im Colon sigmoideum lokalisiert, einem Teil des Dickdarmes im klinken Unterbauch.

Wie häufig ist eine Divertikulose?

Die Häufigkeit der Divertikulose ist stark altersabhängig. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Divertikulose. Während sie bei unter 50 jährigen selten ist (13%), tritt sie bei ca. 30% der 60 jährigen und bei 65% der 85 jährigen auf. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Gibt es Risikofaktoren?

Ja, es gibt mehrere Risikofaktoren. Ein Risikofaktor ist das Alter. Mit steigendem Alter wird das Bindegewebe schwächer. Dies begünstigt die Entstehung von Divertikeln. Auch Medikamente (Glukokortikoide, Immunsuppressiva etc.) und Nikotinabusus mindern die Elastizität des Bindegewebes und erhöhen somit das Risiko für Divertikel.

Durch erhöhten Druck im Darm steigt das Risiko für Divertikel ebenfalls. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, z.B. Übergewicht, Verstopfung, Bauchwassersucht, Schwangerschaft usw. Auch faserarme Ernährung mit hohem Fleisch- und Fettanteil  sowie Bewegungsmangel bedingen einen Druckanstieg im Darm.

Ist eine Divertikulose schlimm?

Nein. Die Diagnose einer Divertikulose ist häufig ein Zufallsbefund der in einer Darmspiegelung beschrieben wird. Jedoch kann auf dem Boden einer Divertikulose eine Divertikulitis entstehen. Hierbei handelt es sich um eine Darmentzündung die gefährlich sein kann. 

Was ist der Unterschied zwischen einer Divertikulose und einer Divertikulitis?

Bei der Divertikulose selbst handelt es sich nur um Ausstülpungen des Darms ohne Krankheitswert. Aufgrund der Divertikel kann es jedoch zu einem Stuhlverhalt in den Darmausstülpungen kommen mit vermehrtem Bakterienwachstum. Hierdurch entsteht eine Entzündung der Darmwand, die sogenannte Divertikulitis. Somit entwickelt sich die Divertikulitis auf dem Boden einer Divertikulose. Entsteht die Entzündung im Colon sigmoideum spricht man von einer Sigmadivertikulitis.

Die Entzündung kann sich streng auf die einzelne Ausstülpung begrenzen, auf den gesamten Darm ausbreiten oder im schlimmsten Fall zu einem Darmdurchbruch führen. Aufgrund der Entzündung kann es langfristig zu Veränderungen kommen. Zum Beispiel: Die Einengung des Darmes (Stenose) oder unnatürliche Gängen zwischen zwei Organen (Fistel).

Welche Symptome macht die Sigmadivertikulitis?

Typisch für die Sigmadivertikulitis sind linksseitige Unterbauchschmerzen, die häufig schlagartig beginnen und sich rasch verschlimmern können.  Hinzu können Fieber, Übelkeit mit Erbrechen, Veränderung der Stuhlgewohnheiten sowie Blut im Stuhl kommen.

Seltener kann eine Divertikulitis auch zu rechtsseitig Unterbauchschmerzen führen im Rahmen eines Sigma elongatum (untypische Lage des Colon sigmoideum) oder Divertikeln im aufsteigendem Dickdarm (Colon ascendens).

Was soll ich bei oben genannten Beschwerden machen?

In Abhängigkeit der Beschwerden sollte ein niedergelassener Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden.

Welche Komplikationen können auftreten?

Das Erscheinungsbild der Sigmadivertikulitis reicht von leichten Unterbauchschmerzen bis hin zu lebensgefährlichen Komplikationen. Durch die Entzündung kann es zu Eiteransammlungen (Abszessen) im Darm kommen. Ist die Entzündung weit fortgeschritten kann der Darm platzen (Perforation), Stuhlgang läuft in den Bauchraum und führt zu einer lebensbedrohlichen Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) mit Blutvergiftung (Sepsis). In diesem Fall ist eine sofortige Notfalloperation erforderlich.

Im Rahmen der Entzündung kann es auch zur Einengung des Darmlumens (Stenose) kommen. Solche Engstellen führen zu einem Passagehindernis des Stuhlgangs mit der Entwicklung eines Darmverschlusses (Ileus). In diesem Fall ist eine sofortige Notfalloperation erforderlich.

Aufgrund der Entzündungen können auch unnatürlich Gänge zwischen zwei Organen entstehen (Fisteln). Typischerweise entstehen diese Gänge zwischen dem Darm und der Blase und führen z. B. zu vermehrten Blasenentzündungen.  Fisteln können unter anderem auch die Geschlechtsorgane oder die Haut betreffen. Bei der Fistel selbst handelt es sich um keine Notfalloperation. Da sich Fisteln in der Regel jedoch nicht selbst verschließen und mit einer eingeschränkten Lebensqualität einhergehen, erfolgt eine operative Sanierung im Verlauf.

Eine weitere Komplikation sind Blutungen aus den Divertikeln. In den meisten Fällen sistieren diese spontan oder können im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) gestillt werden. Ist die Blutung jedoch nicht stillbar, ist eine Notfalloperation indiziert.

Was passiert im Krankenhaus?

Im Krankenhaus erfolgt zuerst ein ausführliches Gespräch (Anamnese) mit dem Arzt in dem Ihre Symptome, individuelle Krankheitsgeschichte und Risikofaktoren erhoben werden. Anschließend erfolgt eine genaue körperliche Untersuchung sowie eine Laboruntersuchung zur Bestimmung der Infektwerte (Leukozyten, CRP). In der Ultraschalluntersuchung kann die Entzündung des Darmes häufig dargestellt werden.

Mittels Anamnese, körperlicher Untersuchung, Laborwerten und Ultraschall lässt sich häufig bereits die Diagnose einer Sigmadivertikulitis stellen bzw. ausschließen. Bei akuten Notfällen oder unklaren Befunden erfolgt teilweise eine Schnittbildgebung (Computertomographie).

Bei Verdacht auf eine Sigmadivertikulitis erfolgt keine Darmspiegelung (Koloskopie) aufgrund des erhöhten Risikos für Darmverletzungen. Im entzündungsfreien Intervall sollte jedoch eine Darmspiegelung durchgeführt werden.

Wann, welche Therapie?

Die Art der Therapie erfolgt in Abhängigkeit des klinischen Befundes.

Bei den meisten Divertikulitisschüben handelt es sich um milde Entzündungen. Diese können in der Regel mittels Antibiotika und  Schmerzmittel behandelt werden. Ob hierfür eine stationäre Aufnahme notwendig ist richtet sich nach dem klinischen Beschwerdebild des Patienten.

Bei fortgeschrittenen Entzündungen mit Abszessen kann neben der Antibiotika- und Schmerzmitteltherapie eine CT- gesteuerte Punktion des Abszesses notwendig sein. Hierdurch wird die Eiteransammlung entlastet und der Darm kann sich erholen. Somit kann eine Notfalloperation häufig umgangen werden. Wegen bleibender struktureller Veränderungen ist das Risiko für sekundäre Komplikationen und Rezidive jedoch deutlich erhöht, sodass eine geplante Operation im Verlauf zu empfehlen ist.

Sollte der Darm im Rahmen der Divertikulitis platzt (Perforation), ein Darmverschluss entsteht (Ileus) oder es zu einer unstillbaren Divertikelblutung kommen, ist eine Notfalloperation unumgänglich.

Engstellen des Darmes (Stenosen) aufgrund der Entzündung führen zu Stuhlunregelmäßigkeiten bis hin zum Darmverschluss (Ileus) und sind ebenfalls eine Operationsindikation.

Ich habe immer wieder Divertikulitisschübe, was tun?

Mittels Antibiotika- und Schmerztherapie lässt sich die Divertikulitis in der Regel gut behandeln, jedoch nicht grundlegend heilen. Patienten mit Divertikeln sollten auf eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend körperliche Aktivität sowie die Vermeidung von Übergewicht achten. Zudem sollte Nikotin gemieden werden.

Sollte es unter diesen Maßnahmen wiederholt zu erneuten Schüben kommen, kann die Lebensqualität stark eingeschränkt sein. In diesem Fall kann eine geplante Resektion des divertikel- tragenden Darmabschnitts erfolgen. Hierfür ist jedoch eine individuelle Nutzen- Risiko- Analyse mit dem behandelnden Chirurgen zu erstellen.

Wie läuft eine geplante Operation bei uns ab?

Zuerst erfolgt die Vorstellung in unserer Spezialsprechstunde für Sigmadivertikulitiden. In einem ausführlichen Gespräch wird Ihre individuelle Krankheitsgeschichte erhoben und das Krankheitsbild der Sigmadivertikulitis erläutert. Bereits erhobene Befunde (z. B. Koloskopie, CT, Ultraschall) werden ausgewertet. Sollten notwendige Untersuchungen ausstehen, leiten wir diese für sie in die Wege.

Anschließend werden sowohl die konservativen Therapiemöglichkeiten als auch die operative Sigmaresektion erläutert und die jeweiligen Vor- und Nachteile gegenübergestellt. Sollte in Abhängigkeit ihrer individuellen Krankengeschichte und gemäß den aktuellen medizinischen Leitlinien eine  operative Sigmaresektion indiziert sein, kann ein entsprechender Operationstermin für sie vereinbart werden.

In der Regel findet zwei Tage vor der geplanten Operation ein sogenannter Prämedikationstermin statt.  Hier erfolgen ein erneutes ärztliches Gespräch, eine körperliche Untersuchung, eine Blutabnahme sowie eine ausführliche Aufklärung über die bevorstehende Operation.

Am Operationstag werden sie auf unserer chirurgischen Station aufgenommen und für die Operation vorbereitet.

Nach der erfolgreich durchgeführten Operation ist unser Ziel, dass sie sich möglichst schnell erholen. Hierfür findet unter anderem das sogenannte Fast-Track- Prinzip Anwendung. Wenige Stunden nach der Operation dürfen sie bereits Trinken und können selbstständig  aus dem Bett aufstehen. Der weitere Kostaufbau erfolgt nach Ihrem Appetit. Durch das Fast-Track- Prinzip sinkt nachweislich das Risiko für perioperative Komplikationen und sie erholen sich schneller von der Operation.

Der Krankenhausaufenthalt dauert insgesamt zwischen 5-7 Tage. Während dieser Zeit erhalten Sie unter anderem eine Ernährungsberatung sowie einen Flyer mit Informationen über das postoperative Verhalten. Ein persönlicher Nachsorgetermin in unserer Spezialsprechstunde findet ca. 2 Wochen nach der Operation statt.

Operation:

Über 95% unserer Sigmaresektionen werden laparoskopisch in der sogenannten Schlüssellochtechnik durchgeführt. Hierfür wird ein  Gas (CO2) in den Bauchraum geleitet und dieser erweitert. Über 5 kleine Hautschnitte (0,5-1cm groß) werden die Kamera sowie die Arbeitsinstrumente in den Bauchraum eingebracht.  Wir verwenden eine spezielle 3D -Kamera für optimale Sichtverhältnisse. Durch diese Technologie ergibt sich eine deutliche Verbesserung der räumlichen Tiefendarstellung. Besonders feine Strukturen lassen sich somit präzise darstellen und können gezielt präpariert werden. Somit sinkt das Risiko für  die Verletzung von Begleitstrukturen. 

Das divertikeltragende Darmstück (Colon sigmoideum) wird von seiner Blutversorgung getrennt und reseziert. Das resezierte Darmstück ist in der Regel 30-45 cm lang und wird über einen zusätzlichen Schnitt über dem Schambein geborgen (ähnlich dem Kaiserschnitt, 5-8cm groß). Anschließend wird der Dickdarm mit dem Rektum verbunden und somit die Kontinuität wieder hergestellt. Hierfür verwenden wir ebenfalls hochmoderne Technologie, die sogenannte Fluoreszenzangiographien mit  Indocyaningrün (ICG-FA). Diese ermöglicht es uns die Durchblutung der neuen Darmverbindung zu beurteilen. Somit kann das Risiko für Undichtigkeiten der neuen Darmverbindung (Anastomoseninsuffizienz) deutlich gesenkt werden. 

Sollte aufgrund von multiplen Voroperationen oder starken Verwachsungen ein laparoskopisches Vorgehen nicht möglich sein, ist ein großer Hautschnitt notwendig, die sogenannte Laparotomie.