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Drogenentgiftungsstation im Klinikum Stuttgart: 25 Jahre Kompetenz für Tausende und ein unterschätztes Phänomen

Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten, Symbolbild bitte ausschließlich zu Verwendung im Zusammenhang mit dem Klinikum Stuttgart Credits: Klinikum Stuttgart

Herausfordernder und abwechslungsreicher kann ein Vierteljahrhundert kaum sein. 1994 gehörte die Drogenentgiftungs- und Motivationsstation (DEMOS) der Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten des Klinikums Stuttgart zu den Pionieren der stationären Suchthilfe in Baden-Württemberg. Mehr als 10.000 Abhängige aus dem Bundesland konnten seit der Gründung auf der früheren Modell-Station behandelt werden. Am 22. Oktober begeht das Klinikum dieses Jubiläum.

Vor 25 Jahren gehörte die Station zu den Ersten, die eine qualifizierte Entgiftung von illegalen Substanzen in Baden-Württemberg angeboten haben. Heute ist der Bedarf an Behandlungsplätzen für die Entgiftung von Opiaten, Sedativa, Amphetaminen und Kokain noch größer als damals. „Insgesamt zeigt sich über die Jahre eine steigende Tendenz des Konsums illegaler Substanzen bei gleichzeitig verändertem Konsumverhalten“, erklärt Dr. Maurice Cabanis, Leitender Oberarzt der Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten des Klinikums Stuttgart.

Während riskanter Alkoholkonsum präsent ist (nach Angaben der Krankenkasse DAK Gesundheit deutschlandweit mehr als 400.000 Arbeitnehmer betroffen), wird der problematische Konsum illegaler Substanzen (Opiate, Cannabis, Kokain, Amphetamine/Metamphetamine) und die damit einhergehende Krankheitslast eher unterschätzt. Nach dem epidemiologischen Suchtsurvey liegt bei 1,6 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland ein kritischer Konsum von illegalen Substanzen vor. Hochgerechnet auf Baden-Württemberg wären dies 176.000 Personen.
„Die Station hat sich zu einem sehr hilfreichen und effektiven wichtigen Pfeiler im Stuttgarter Suchthilfesystem entwickelt“, resümiert Prof. Dr. Jan Steffen Jürgensen, Medizinischer Vorstand des Klinikums Stuttgart. Das Spektrum reicht von vollständiger Entgiftung über Teilentgiftung und Substitution. „Wir behandeln eine sehr heterogene Gruppe. Die Therapie ist von zunehmender Individualisierung und Öffnung der Behandlung geprägt, um besser auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Patienten einzugehen und damit ihren Therapieerfolg zu steigern“, erläutert Dr. Cabanis.

Besonderes Profil: Behandlung von suchtkranken Paaren und Schwangeren

Der stationäre Rahmen mit 21 Behandlungsplätzen bietet den Suchtkranken die Chance einer langsamen, schonenden und nachhaltigen Entgiftung. Ein interdisziplinäres Team betreut die Patienten gemeinsam. „Die besondere Stärke ist die Zusammenarbeit von ärztlichen Suchtmedizinern des Zentrums für Seelische Gesundheit, Pflegeexperten, Psychologen, Sozialarbeitern und Therapeuten, die durch ärztliche Kompetenz, zum Beispiel aus der Inneren Medizin, ergänzt wird“, sagt Prof. Jürgensen. Die Klinik für Suchtmedizin ist im Standort Bad Cannstatt des Klinikums Stuttgart integriert und kann auf das gesamte Spektrum des Maximalversorgers zurückgreifen.

Zum besonderen Profil dieser Station gehört die Behandlung von Paaren, die gemeinsam nach Unterzeichnung eines Paarvertrages entgiftet werden, sowie von Schwangeren und von Betroffenen mit psychiatrischen Zusatzerkrankungen. Den Patienten wird am Ende ihres Aufenthalts eine Langzeittherapie vermittelt. Die Station verfügt außerdem über weitreichende und sektorenübergreifende Kooperationen mit Rehabilitations-Einrichtungen, sozialen Trägern, Beratungsstellen, den Wohnungslosenhilfen und den ambulanten suchtmedizinischen Praxen und Behandlungszentren. Hier bestehen enge Verbindungen zum Suchthilfenetzwerk sowie dem Suchthilfeverbund in Stuttgart, der Suchtmedizinischen Arbeitsgemeinschaft in Stuttgart (SmAG) und der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS).
 
Klinikum Stuttgart
Das Klinikum Stuttgart umfasst das Katharinenhospital, das Krankenhaus Bad Cannstatt und Deutschlands größte Kinderklinik, das Olgahospital. 7.000 Mitarbeiter, darunter 2.700 Pflegekräfte und 1.000 Ärztinnen und Ärzte, versorgen jährlich rund 90.000 Patienten stationär und 600.000 ambulant, einschließlich 100.000 Notfällen. Über 3.600 Geburten und mehr als 50.000 Operationen werden jedes Jahr im Klinikum Stuttgart betreut. Das Katharinenhospital des Klinikums wird zurzeit für über 750 Mio. € erneuert. Die Akademie für Gesundheitsberufe des Klinikums bietet fast 800 Ausbildungsplätze: https://akademie.klinikum-stuttgart.de/

 

Dr. Maurice Cabanis, Leitender Oberarzt, Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten Credits: Klinikum Stuttgart