Gefährliche Beule im Bauch

Die Experten der Gefäßchirurgie setzen auf eine Stent-Prothese

Umso wichtiger ist die Vorsorge. Dafür hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) nun einen entscheidenden Schritt getan. Seit Frühjahr dieses Jahres ist das Ultraschall-Screening auf Aneurysmen an der Bauchaorta eine Leistung, welche von den Krankenkassen bezahlt wird. Männer über 65 Jahre können sich einmalig und kostenlos untersuchen lassen. Die Teilnahme an dieser Vorsorgeuntersuchung ist freiwillig. Professor Hupp empfiehlt dieses Screening vornehmen zu lassen, denn wenn ein Aneurysma rechtzeitig entdeckt wird, kann es sehr gut behandelt werden.

Hat das Aneurysma einen Durchmesser von mindestens fünf Zentimetern erreicht, muss es operiert werden. Die Experten der Gefäßchirurgie setzen in den meisten Fällen eine sogenannte Stent-Prothese ein. „Diese Prothese ist wie eine innere Stütze für das Gefäß und verhindert, dass es reißt“, sagt Professor Hupp. Die Stent-Prothesen müssen sogar in manchen Fällen individuell angefertigt werden und besitzen dann Abgänge für alle Organarterien. Sie bestehen aus einer Metallgitterstütze mit einer Nickel-Titan-Legierung, auch Nitinol genannt. Diese Legierung hat ein Gedächtnis: nach dem Zusammendrücken kehrt sie beim Aussetzen in das 36 Grad warme Blut in ihre ursprünglich angedachte Formgröße zurück. Die Gitterstütze ist mit einer Kunststoffhaut überzogen.

Über einen kleinen Schnitt in der Leiste wird die Stent-Prothese in die Bauchaorta geschoben. Der Eingriff erfolgt interdisziplinär, in enger Abstimmung mit den Radiologen aus der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Ärztlichen Direktors Professor Dr. Götz Martin Richter. Je nach Schwierigkeitsgrad kann ein solcher minimalinvasiver Eingriff zwischen zwei und acht Stunden dauern. „Der Stent ermöglicht es uns, auch ältere Patienten zu behandeln, die für eine große offene Operation nicht in Frage kommen“, sagt Professor Hupp. Die Komplikationsrate ist sehr gering und die Patienten erhalten nur eine leichte Schlafnarkose. Die Stent-Prothese kann allerdings nur eingesetzt werden, wenn es anatomisch möglich ist. „Bei Patienten mit einem gedoppelten Nierenarterienabgang oder einem gemeinsamen Abgang für Darm-, Leber- und Magenschlagader ist keine Stent-Prothese möglich.“ Auch jüngeren Patienten, Mitte 50, rät Professor Hupp davon ab. „Bei einer offenen OP können wir eine Prothese einsetzen, die ein Leben lang hält und nicht verrutscht. Die Patienten sind nach diesem Eingriff geheilt“, sagt er. Allerdings muss dafür auch der gesamte Bauchraum chirurgisch geöffnet werden und die Patienten sind zehn Tage im Krankenhaus, inklusive Intensivstation. Bei der minimalinvasiven OP sind es nur zwei bis vier Tage. 150 Patienten mit einem Aneurysma behandeln Professor Hupp und Professor Richter mit ihrem Team jedes Jahr, entweder mit einer Stent-Prothese oder mit einem chirurgischen Eingriff. Damit zählt die Klinik für Gefäßchirurgie zu den Top fünf Behandlungszentren in Deutschland.

Einmal jährlich wird der Sitz der Stent-Prothese mit einer CT-Untersuchung kontrolliert. Dabei wird auch darauf geachtet, ob sich neue Aneurysmen gebildet haben, zum Beispiel an der Brustaorta oder an der Knieschlagader. Denn auch diese Beulen können schnell zur tickenden und gefährlichen Zeitbombe werden.  

Katharinenhospital

Klinik für Gefäßchirurgie, Gefäßmedizin und Transplantationschirurgie

Prof. Dr. Thomas Hupp
Ärztlicher Direktor

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