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Studie zu Therapieoptionen

Prof. Dr. Thomas Hupp, Ärztlicher Direktor, Klinik für Gefäßchirurgie, Gefäßmedizin und Transplantationschirurgie

„Das Aneurysma liegt in der Kniekehle und damit in einer Hochbewegungszone“, erläutert Professor Hupp. „Oft bilden sich dadurch Blutgerinnsel in der Gefäßaussackung, die als Thrombus die UnterschenkelArterie verstopfen.“ Mit dramatischen Folgen: Der Unterschenkel wird nicht mehr mit Blut versorgt und das Gewebe stirbt innerhalb kurzer Zeit ab. „Bei etwa 40 Prozent der Patienten ist dann eine UnterschenkelAmputation erforderlich.“ Eine weitere dramatische Komplikation ist auch beim Aneurysma der KnieArterie eine Ruptur, also ein Riss des Gefäßes. Deshalb sei es so wichtig, ein Kniearterien-Aneurysma frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Zwei Verfahren zu Auswahl

Für die Behandlung stehen derzeit zwei Verfahren zur Verfügung. Zum einen kann das Aneurysma im Rahmen eines gefäßchirurgischen Eingriffs mit einem Bypass umgangen und damit ausgeschaltet werden. Bei der zweiten endovaskulären Therapieoption wird minimalinvasiv über einen Katheter eine Stent-Prothese in das Aneurysma eingebracht und die Arterie so stabilisiert.

Die Gefäßchirurgen des Klinikums Stuttgart haben Erfahrungen mit beiden Verfahren. „Das endovaskuläre Verfahren ist noch relativ neu. Wir setzen es deshalb noch zurückhaltend und nur bei idealen anatomischen Voraussetzungen ein“, erklärt Professor Hupp. Allerdings könne man, wenn es Probleme gebe, immer auf das offen chirurgische Verfahren wechseln.

Bislang gibt es auch in der medizinischen Forschung weltweit noch keine Erkenntnisse über den Langzeiterfolg im Vergleich der beiden Behandlungsoptionen. Das Deutsche Institut für Gefäßmedizinische Gesundheitsforschung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie hat deshalb im April 2014 gefäßchirurgische Kliniken und Abteilungen aufgerufen, sich an einer umfassenden Registerstudie zu beteiligen. „Seit Juli 2015 beteiligen wir uns ebenfalls an der für die Versorgungsforschung so bedeutenden Studie“, berichtet Professor Hupp. Entsprechend engagieren sich die Stuttgarter Gefäßchirurgen: Nach einer ersten Auswertung im November 2018 lag die Klinik im Ranking unter den 34 teilnehmenden Zentren auf Platz sechs bei der Zahl der gemeldeten Behandlungsfälle und auf Platz zwei unter den Zentren mit den meisten Eingaben in den letzten drei Monaten.

Die medizinischen Ergebnisse der Studie sind allerdings aufgrund der kurzen Laufzeit noch nicht besonders aussagekräftig. Konkrete Aussagen und Behandlungsempfehlungen können erst getroffen werden, wenn die Ergebnisse der Nachuntersuchungen nach den Behandlungen über einen längeren Zeitraum vorliegen. Ziel ist es, die Ergebnisse von 1.000 Patienten auszuwerten, die über einen Zeitraum von 60 Monaten nach dem Eingriff beobachtet wurden.