Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Chronische Gelenkschmerzen – Transarterielle Periartikuläre Embolisation (TAPE)

Eine anhaltende Fehlbelastung oder Überlastung von Gelenken kann zu schmerzhaften entzündlichen Veränderungen oder vorzeitigem Verschleiß (Arthrose) der Gelenkstrukturen führen. Vielfach sprechen die hierdurch verursachten Beschwerden nur unzureichend auf Schonung, Schmerztherapie oder Physiotherapie an und bestehen über einen langen Zeitraum. Man spricht dann von chronischen Schmerzen.

Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass in vielen Fällen eine krankhaft vermehrte Durchblutung auf der Ebene kleinster Gefäße den Einstrom von Entzündungsfaktoren begünstigt und zur Überstimulation von Nervenenden beiträgt.
So wird der Schmerzreiz langfristig aufrechterhalten und mitunter weiter verstärkt.
 

Gelenkembolisation


Die Gelenkembolisation (auch: transarterielle periartikuläre Embolisation, TAPE) setzt hier an.

Nach sorgfältiger lokaler Betäubung wird minimalinvasiv über ein Gefäß in der Leiste ein weniger als zwei Millimeter dünner Katheter bis in die winzigen Seitenäste der Gelenkarterien vorgeschoben. Mittels Einschwemmung kleiner Kügelchen („Mikrosphären“) können diese Seitenäste anschließend teilweise verschlossen („embolisiert“) werden. Die Blutversorgung des Gelenkes insgesamt wird hiervon nicht beeinflusst. Lediglich die überschießende Durchblutung wird ganz lokal reduziert.

Als neues Behandlungsverfahren kann die Embolisation zum Einsatz kommen, wenn konservative Behandlungsversuche wie Schonung, Physiotherapie und Schmerzmedikation auch über einen längeren Zeitraum hinweg nicht zu einer Linderung der Symptomatik führen. 

Wichtig sind in jedem Fall eine sorgfältige radiologische Diagnostik und Beurteilung sowie eine erfolgte orthopädische Abklärung und Einschätzung der Beschwerden im Vorfeld der Behandlungsentscheidung. Dann kann die Gelenkembolisation eine wertvolle Behandlungsalternative sein.
 

Qualitätsanspruch

Als Interventionelle Radiologie am größten Klinikum der Maximalversorgung in Baden-Württemberg verpflichten wir uns zu hohen Qualitätsstandards:

  • Zertifizierung der verantwortlichen Oberärzte auf nationaler (DEGIR) und europäischer Ebene (EBIR, CIRSE) für interventionelle und minimalinvasive Therapieverfahren
  • Kontinuierliche Fortbildung speziell auf dem Feld der Gelenkembolisationen, zuletzt GEST MSK 2024 (Paris) sowie ET 2023 (Valencia)
  • Wissenschaftliche Begleitung zur systematischen Erfolgskontrolle und weiteren Verbesserung der Therapieverfahren

Anwendungsgebiete

Arthrose des Kniegelenks – Gonarthrose

Am besten durch zahlreiche Studien belegt, ist die Wirksamkeit der Embolisation bei der Behandlung der Kniegelenkarthrose (Genikulararterienembolisation). Die Erfolgsrate liegt hier bei über 75% bei gleichzeitigem Ausbleiben schwerer oder bleibender Nebenwirkungen.

Zunehmend kommt die Genikulararterienembolisation auch zum Einsatz, wenn nach der Versorgung des Kniegelenks mit einer Prothese erneut Schmerzen auftreten, sofern Ursachen wie eine Prothesenlockerung oder Infektion ausgeschlossen wurden und konservative Therapieversuche keine Besserung bewirken. 

Anatomie – Kniegelenk mit Endoprothese

Anatomie – Kniegelenk mit Endoprothese 

Angiographie – lokal vermehrte Durchblutung

Angiographie – lokal vermehrte Durchblutung

Angiographie vor Embolisation – Fleckförmige Kontrastierung als Zeichen der gesteigerten Durchblutung

Angiographie vor Embolisation –Fleckförmige Kontrastierung als Zeichen der gesteigerten Durchblutung               

Angiographie nach Embolisation – Normalisierung der Blutversorgung

Angiographie nach Embolisation – Normalisierung der Blutversorgung

Schmerzhafte Schultersteife – Frozen Shoulder – adhäsive Capsulitis

Das Beschwerdebild der Frozen Shoulder beschreibt die zunehmende schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Schultergelenks. Sie bleibt meist über Monate bestehen und sorgt so für hohen Leidensdruck bei Patientinnen und Patienten. Ein klarer Auslöser kann oft nicht identifiziert werden. Ursache der Beschwerden sind am ehesten entzündliche Veränderungen der Gelenkkapsel die zur Versteifung des Gewebes beitragen. Neben einer konsequenten physiotherapeutischen Behandlung mitunter unterstützt durch Gelenkinjektionen kann die Gelenkembolisation sowohl zu einer Verbesserung der Beweglichkeit als auch zu einer deutlichen Schmerzlinderung beitragen. 

Anatomie – Schultergelenk links

Anatomie – Schultergelenk links

Angiographie der Schulter vor Embolisation –diffuse Kontrastierung als Zeichen der gesteigerten Durchblutung

Angiographie der Schulter vor Embolisation – diffuse Kontrastierung als Zeichen der gesteigerten Durchblutung   

Angiographie der Schulter nach Embolisation – Normalisierung der Blutversorgung

Angiographie der Schulter nach Embolisation – Normalisierung der Blutversorgung

Reizungen des Sehnenapparates („Tendinopathien“)

Anhaltende Über- oder Fehlbelastungen können neben der Reizung des Gelenkes selbst auch die am Bewegungsablauf beteiligten Sehnen und Bänder strapazieren

(engl: Overuse injuries – etwa: Überbeanspruchungsverletzungen). Betroffen sind unterschiedlichste Körperregionen insbesondere auch bei sportlich aktiven Patientinnen und Patienten. Auch für diese Beschwerden gilt: Eine konsequente physiotherapeutische und ggf. medikamentöse Behandlung sollte bereits erfolgt sein. Bei anhaltenden, chronischen Beschwerden kann die Embolisation als Schmerztherapie gute Erfolge erzielen.

Zu den Beschwerdebildern zählen:

  • Tennisarm (Epicondylitis humeri radialis, Tennisellenbogen)
  • Patellaspitzensyndrom (Jumpers Knee)
  • Chronische Tendinopathie der Achillessehne
  • Plantarfasziitis der Fußsohle

Anatomie – seitliche Aufnahme des Kniegelenks

Angio-MRT – vermehrte Durchblutung am Unterrand der Kniescheibe bei Jumpers Knee

Angiographie – Bestätigung der vermehrten Durchblutung bei Jumpers Knee

Angiographie – nach Embolisation Normalisierung der Blutversorgung