Pflege

Pflegekonzept und Pflegetheorie

Der Pflegedienst im Klinikum Stuttgart arbeitet nach einem Pflegemodell, das die Wiederherstellung der Aktivitäten der Patienten in den Vordergrund stellt. Es basiert auf dem Pflegemodell nach Roper, Logan und Tierney.

Das Pflegemodell nach Roper, Logan und Tierney geht von der Gesundheit aus – mit dem Schwerpunkt auf der Individualität menschlicher Lebensaktivitäten. Die Theorie bezieht sich nicht ausschließlich auf kranke Menschen, sondern erstreckt sich auf präventive Maßnahmen zur Erhaltung von Gesundheit und der Förderung größtmöglicher Selbständigkeit des einzelnen Patienten.

Roper, Logan, Tierney verstehen Pflege als die Unterstützung eines Menschen, um:

  • zu verhindern, dass potentielle Probleme im Zusammenhang mit den Lebensaktiviäten zu aktuellen Problemen werden
  • aktuelle Probleme zu lösen
  • nach Möglichkeit jene Probleme zu lindern, die nicht gelöst werden können
  • positiv mit solchen Problemen umzugehen, die nicht gelöst oder gelindert werden können
  • das Wiederauftreten eines gelösten Problems zu verhindern
  • sich so wohl wie möglich zu fühlen, möglichst schmerzfrei zu leben und die Lebensqualität auch dann noch zu maximieren, wenn der Tod unvermeidlich ist.

Das Pflegemodell nach Roper-Logan-Tierney basiert auf einem Lebensmodell. Es besteht aus fünf Hauptkomponenten, die eng miteinander in Verbindung stehen:

Die 12 Lebensaktivitäten (LAs)

Die Lebensaktivitäten stellen den Kern des Verständnisses von professioneller Pflege dar und charakterisieren den Menschen, der zentraler Aspekt des Modells ist. Jede Lebensaktivität beinhaltet viele Dimensionen und besteht aus zahlreichen Einzelaktivitäten. Es besteht eine enge Wechselbeziehung zwischen den 12 LAs:

  1. Für eine sichere Umgebung sorgen
  2. Kommunizieren
  3. Atmen
  4. Essen und Trinken
  5. Ausscheiden
  6. Sich sauber halten und kleiden
  7. Regulieren der Körpertemperatur
  8. Sich bewegen
  9. Arbeiten und Spielen
  10. Seine Geschlechtlichkeit leben
  11. Schlafen
  12. Sterben

Die Lebensspanne

Die Lebensspanne umfasst das gesamte Leben eines Menschen und reicht von der Empfängnis bis zum Tod. Die verschiedenen Phasen der Lebensspanne – Säuglingsalter, Kindheit, Adoleszenz, Erwachsenenalter, Rentenalter – beeinflussen das Verhalten bei jeder LA. Ein Mensch kann Pflege zu jedem beliebigen Zeitpunkt der Lebensspanne benötigen.

Das Abhängigkeits-/Unabhängigkeits-Kontinuum

Das Abhängigkeits- / Unabhängigkeits-Kontinuum hängt eng mit der Lebensspanne und den LAs zusammen. Jeder Mensch hat für jede LA ein Abhängigkeits- / Unabhängigkeits-Kontinuum. Die Begriffe „vollständige Abhängigkeit“ und „vollständige Unabhängigkeit“ beschreiben die beiden Pole des Kontinuums, zwischen denen je nach Situation und Alter ein unterschiedlicher Grad an Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit vorhanden sein kann.

Faktoren, welche die LAs beeinflussen

Kenntnisse, Einstellungen und Verhaltensweisen des Einzelnen bezüglich der LAs werden durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst:

  • biologische Faktoren (anatomische und physiologische Leistungsfähigkeit)
  • psychologische Faktoren (intellektuelle und emotionale Entwicklung)
  • soziokulturelle Faktoren (geistige, religiöse, ethische Aspekte – z.B. Kultur, Religion, Familie)
  • umgebungsabhängige Faktoren (z.B. Sonnenstrahlen, Geräusche, Klima, Vegetation, Gebäude)
  • wirtschafts-politische Faktoren (politische, ökonomische, rechtliche Aspekte z.B. Hygienevorschriften)

Die fünf Faktoren beeinflussen jede einzelne LA und stehen eng mit der Lebensspanne und dem Abhängigkeits-/ Unabhängigkeits-Kontinuum in Verbindung.

Individualität der Pflege

Die Individualität eines Menschen bei der Ausführung seiner LAs wird durch die erreichte Stufe in seiner Lebensspanne und durch den Grad der Abhängigkeit / Unabhängigkeit geformt und von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

Individualität eines Menschen kann sich auf verschiedene Weise äußern:

  • Wie führt der Mensch eine bestimmte Lebensaktivität aus?
  • Wie oft?
  • Wo?
  • Wann?
  • Warum?
  • Was weiß der Mensch über die LA?
  • Was glaubt der Mensch über die LA?
  • Welche Überzeugungen und Haltungen hat der Mensch gegenüber der LA?

Die Individualisierung der Pflege erfolgt durch die Umsetzung des Pflegeprozesses.