Glasknochenkrankheit

Teleskopnägel stabilisieren Knochen

Philipp erklärt seinem „Freund“ die Details im Aufklappbuch
Philipp erklärt seinem „Freund“ die Details im Aufklappbuch

Wenn die Knochen der Kinder eine ausreichende Größe erreicht haben, setzt Professor Wirth Teleskopnägel ein. „Diese Nägel sollen die Knochen stabilisieren und dafür sorgen, dass Brüche gerade zusammenwachsen.“

Viele Kinder können dann dank der Nägel selbstständig stehen oder ihren Rollstuhl bewegen. Vorteil der Teleskopnägel ist, dass sie ein Gewinde haben und mitwachsen. Philipp wurde im Sommer ein solcher Teleskopnagel in den Oberschenkel eingesetzt. Der Knochen hatte zu diesem Zeitpunkt den minimalen Durchmesser von drei Zentimetern erreicht, damit der kleinste aktuell zur Verfügung stehende Nagel mit einem Durchmesser von 3,2 Millimetern eingesetzt werden konnte.

Bevor der Nagel eingesetzt werden kann, muss der Knochen an drei Stellen künstlich gebrochen, das heißt durchgesägt, werden. Eine besondere Herausforderung für den Operateur ist es, den Nagel zu verankern. „Der Nagel hat ein Gewinde, das wir in den Knochen drehen. Bei den sehr weichen Knochen eine besondere Schwierigkeit“, sagt Professor Wirth. Alles sei sehr klein und zerbrechlich – fast wie Papier, so beschreibt es der Orthopäde. „Man braucht sehr viel Fingerspitzengefühl und Ruhe. Schon ein einziger Bruch kann den Fortgang der gesamten OP gefährden.“

Nach vier bis sechs Wochen kontrolliert Professor Wirth die Lage des Nagels sowie die Festigkeit der Knochen. Im Anschluss folgen halbjährliche Kontrollen im Olgahospital – ein Ort, der zum Leben der Familie dazugehört. Das Spielzimmer im Olgäle ist für die beiden Jungen etwas Besonderes: es gibt andere Spielsachen als Zuhause und die oft langen Wartezeiten werden so angenehm verkürzt. Gerade für Moritz ist das wichtig, der seinen Bruder oft begleitet.

Zweimal in der Woche erhält Philipp eine spezielle Physiotherapie nach Vojta, bei der Muskelreflexpunkte vorsichtig gedrückt werden. Und es geht auf die Rüttelplatte, wie Philipp es nennt. Mit der Vibrationsplatte Galileo, die auch in der Raumfahrt eingesetzt wird, werden die Muskeln trainiert. Seine Eltern massieren ihn, damit er ein Gefühl für seinen Körper entwickeln kann. „Die Angst vor einem Knochenbruch haben wir überwunden – es passiert sowieso“, sagt Stefanie Palm. Philipps Körper soll stark werden – sein Wille ist schon längst ungebrochen.  

Olgahospital

Orthopädische Klinik

Prof. Dr. Thomas Wirth
Ärztlicher Direktor
Telefon: 0711 278-73000
Telefax: 0711 278-73820
E-Mail: t.wirth@klinikum-stuttgart.de

Gemeinsam mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) unter der Leitung von Dr. Andreas Oberle möchte Professor Dr. Thomas Wirth, Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Klinik am Olgahospital – Klinikum Stuttgart, die Versorgung und Betreuung von Kindern mit weichen Knochen wie Osteogenesis Imperfecta, aber auch Skelettdysplasie ausbauen und die Kinderosteologie stärken. Ein Zentrum befindet sich im Aufbau.