Knochenverlängerung von innen

Kontrolle nur noch alle zwei Wochen

„Das System ist bewährt und wird an unserer Klinik seit vielen Jahren erfolgreich zur Verlängerung von Ober- und Unterschenkelknochen sowie für seltener notwendige Verlängerungen des Oberarmknochens angewandt“, berichtet Dr. Micha Langendörfer, Oberarzt der Orthopädischen Klinik im Olgahospital und Leiter des Bereichs Extremitätenverlängerung und -rekonstruktion. „Seit 2011 steht uns nun zusätzlich mit dem magnetgetriebenen Marknagel „Precice“ ein neues System zur Verfügung, das für die Patienten schonender und komfortabler ist.“

Auch hier durchtrennt der Operateur zunächst den Röhrenknochen, der verlängert werden soll. Anschließend wird der spezielle Marknagel von oben oder unten in das Mark des Knochens eingesetzt und so die Trennungsstelle überbrückt. „Der Nagel ähnelt den Traumanägeln, die wir verwenden, um gebrochene Röhrenknochen von innen für die Heilung zu stabilisieren“, sagt Dr. Langendörfer. „Das Besondere am Precice-System ist ein im Nagel eingebauter Magnet und ein Gewinde mit einer teleskopartigen Konstruktion, mit dem sich der Spalt zwischen den durchtrennten Knochenanteilen ebenfalls täglich vergrößern lässt.“ Dazu wird ein externer „Controller“, eine spezielle Apparatur mit starken, rotierenden Magneten, an das Bein angelegt, der dann per Knopfdruck über den Magneten im Nagel das Gewinde um eine voreingestellte Größe dreht.

Behandlungsmethode international publiziert

Mehr als 60 Arm- und Beinverlängerungen hat das Team um Dr. Langendörfer seit 2011 mit dem magnetgetriebenen Marknagel durchgeführt, darunter die weltweit erste kombinierte Unter- und Oberschenkelverlängerung sowie die ebenfalls erste beidseitige simultane Verlängerung beider Oberschenkel. In Deutschland gilt die Orthopädische Klinik des Olgahospitals damit inzwischen als Vorreiter für die Einführung des Systems. Auf Kinderorthopädiekongressen in Wien, Athen und Toronto konnte Dr. Langendörfer die erfolgreichen Behandlungsresultate auch international vorstellen.
„Im Behandlungsergebnis sind Fixateur externe und Magnetnagel gleich gut“, urteilt Dr. Langendörfer. Unterschiede gibt es im Ablauf der Behandlung. Wichtigster Vorteil des Magnetnagelsystems ist sicherlich, dass keine außenliegende Konstruktion die Kinder behindert.

Etwa zehn Tage bleiben die Kinder nach dem Einsetzen des Nagels in der Klinik. In dieser Zeit finden intensive Krankengymnastik und die Einweisung zur Handhabung des Controllers statt. Danach können die Kinder nach sehr kurzer Anlernphase das System zu Hause selbst mit den Eltern bedienen und die Knochenverlängerung täglich Millimeter um Millimeter vorantreiben. Dazu nehmen sie den Controller mit der Magnetsteuerung mit nach Hause. Die Verlängerung selbst ist völlig schmerzfrei und ist in wenigen Minuten jeden Tag erledigt. Nur noch alle zehn bis 14 Tage müssen sie zur Kontrolle ins Olgahospital kommen.

Aus: Klinikum live, Ausgabe 04|2016

Olgahospital

Orthopädische Klinik
Oberarzt Dr. Micha Langendörfer
Bereichsleitung Extremitätenverlängerung - und rekonstruktion
Telefon 0711 278-73001
E-Mail: m.langendoerfer@klinikum-stuttgart.de