Innovatives Nagelsystem

Für die Verlängerung verkürzter Arme und Beine wird in der Orthopädischen Klinik des Olgahospitals ein innovatives Nagelsystem eingesetzt, das für die meist jungen Patienten schonend, weitgehend schmerzfrei und einfach zu handhaben ist.

Meist sind es angeborene Fehlbildungen, die bei Kindern und Jugendlichen zu unterschiedlichen Arm- und Beinlängen führen. Aber auch durch einen Unfall, bei dem zum Beispiel die Wachstumsfugen verletzt wurden, kann es zu Wachstumsstörungen kommen. Nicht selten kommen deutliche Fehlstellungen der Gelenke hinzu.
Seit vielen Jahren schon sind die Kinderorthopäden in der Lage, verkürzte Arme oder Beine zu verlängern. Dazu wird zunächst zum Beispiel der Oberschenkelknochen durchtrennt und die beiden Knochenteile anschließend mit einem sogenannten Fixateur externe in einer festen Position mit einem Ring- oder Schienensystem, mit Schrauben und Drähten von außen stabilisiert. Das System wird so eingestellt, dass zwischen den beiden Anteilen des Oberschenkelknochens ein minimaler Abstand durch den künstlich herbeigeführten „Bruch“ entsteht.

Dabei ist es wichtig, dass eine möglichst schonende Durchtrennung des Knochens, also nicht mit einer Säge, sondern mit minimalinvasiver Anbohrung und Durchmeißelung der Knochenwand, durchgeführt wird, was für die weitere möglichst natürliche Knochenheilung wichtig ist. Der durchtrennte Knochen wird so stimuliert, neue, zunächst noch weiche Knochenmasse, den sogenannten Kallus zu bilden und so den Spalt zu schließen. Innerhalb weniger Tage ist der Spalt durch die Kallusbildung überbrückt, dann können die beiden Knochenhälften mit dem Fixateur langsam um einen Millimeter auseinandergezogen werden. Erneut kommt es zu einer Stimulation der Kallusbildung, die neuentstandene Lücke füllt sich wiederum mit Kallus und so kann der Vorgang täglich wiederholt werden. Innerhalb von 40 Tagen wird so beispielsweise eine Verlängerung um vier Zentimeter erreicht. Anschließend bleibt der Fixateur externe noch einige Wochen am Bein, bis die frische Knochensubstanz durch weiteren Knochenaufbau fest und stabil geworden ist.

Aus: Klinikum live, Ausgabe 04|2016