Stereotaxie: Millimetergenaue Orientierung

Neuer innovativer Linearbeschleuniger

Linerabeschleuniger

Bei der punktgenauen Therapie von Hirntumoren arbeiten Neurochirurgen und Strahlentherapeuten des Klinikums Stuttgart im neuen Zentrum für Hochpräzisionsstrahlentherapie (ZHPS) eng zusammen. Ein neuer innovativer Linearbeschleuniger zur stereotaktisch geführten Radiotherapie hat die Behandlungsmöglichkeiten deutlich erweitert.

„In der Neurochirurgie ist die Stereotaxie eine seit über hundert Jahren bekannte Technik, um einen definierten Punkt im Gehirn millimetergenau zu erreichen“, berichtet Professor Dr. Oliver Ganslandt, Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik im Katharinenhospital. Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Operationen am Gehirn durchgeführt, bei denen der Kopf des Patienten fest in ein Rahmensystem eingespannt wurde. Seit den 1940er Jahren wird ein stereotaktischer Rahmen verwendet, um den Kopf zu fixieren und gleichzeitig die Operationsinstrumente exakt bis zu dem Punkt zu führen, der zuvor im dreidimensionalen Koordinatensystem berechnet worden war. Schon in den Anfängen wurde dieses Verfahren als Stereotaxie bezeichnet.

Tief sitzende Tumore, Gefäßmissbildungen oder Hirnmetastasen können in bestimmten Fällen nur mit hohem Risiko entfernt werden. Wichtige Hirnstrukturen sind beim Zugang gefährdet. Die Neurochirurgen führen deshalb das Operationswerkzeug durch eine kleine Schädelöffnung vorsichtig bis zum Tumor vor und entfernen ihn. Zuvor muss die Lage des Tumors im dreidimensionalen Raum exakt bestimmt werden. Dazu werden heute moderne bildgebenden Verfahren, wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT), eingesetzt, auf denen der Tumor oder die Metastase gut zu erkennen ist. Bei der Operation unterstützen dann computergestützte Navigationssysteme den Operateur dabei, sich im Gehirn zu orientieren und den Tumor mit Hilfe bildgestützter Instrumentenführung mit hoher Präzision koordinatenbasiert zu treffen. Dazu wird das zuvor im CT oder MRT erstellte Bild durch eine Koregistrierung mit dem Navigationssystem über Referenzpunkte am Kopf des Patienten zur Deckung gebracht. „Es ist ausgesprochen schwierig sich im Gehirn zu orientieren, deshalb ist die Navigation essentiell für viele neurochirurgische Operationen“, sagt Professor Ganslandt.

Bei einer ganzen Reihe von neurochirurgischen Eingriffen verwenden Professor Ganslandt und sein Team standardmäßig stereotaktische Verfahren mit Neuronavigation oder einem stereotaktischen Rahmen: „Neben der Behandlung bösartiger Tumore und Metastasen sind die Modulation bestimmter tiefer Hirnbereiche bei Bewegungsstörungen, die Therapie von Gefäßmissbildungen im Gehirn oder die Operation gutartiger Hirntumore an der Schädelbasis Einsatzgebiete für die Stereotaxie.“ Außerdem kann das Verfahren zur stereotaktischen Entnahme von Gewebeproben aus Tumoren eingesetzt werden, die anschließend histopathologisch untersucht werden, um eine weitere Therapie zu ermöglichen.

 

Klinikum Stuttgart

Neurochirurgische Klinik
Ärztlicher Direktor
Prof. Dr. Oliver Ganslandt
Telefon 0711 278-33701
Telefax 0711 278-33709
E-Mail: o.ganslandt@klinikum-stuttgart.de

Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Ärztlicher Direktor
Prof. Dr. Marc Münter
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