Reaktionen auf schwere Belastungen

Posttraumatische Belastungsstörung

Die Posttraumatische Belastungsstörung ist eine mögliche Folgereaktion auf eines oder mehrere traumatische Ereignisse, wie z.B. Erleben von körperlicher und sexueller Gewalt, Geiselnahme, Terroranschläge, Kriegserlebnisse, Folter, Gefangenschaft, schwere Unfälle oder schwere medizinische Eingriffe. Bei den meisten Betroffenen kommt es zum Gefühl von Hilflosigkeit; durch das traumatische Erleben wird das eigene Selbst- und Weltverständnis in der Regel massiv erschüttert.

Bei manchen Betroffenen tritt die Posttraumatische Belastungsstörung erst mit einer zeitlichen Verzögerung auf, z.B. wenn es zu einer Destabilisierung durch eine körperliche Krankheit, durch einen Unfall oder andere Ereignisse kommt.

Erlebnisse aus dem 2. Weltkrieg

Insbesondere bei älteren Menschen, die von Folgen des 2. Weltkrieges betroffen waren, sehen wir häufig posttraumatische Belastungsstörungen, die über viele Jahre des Lebens nicht aufgetreten waren oder irgendwie kompensiert werden konnten. Patienten, die plötzlich einsetzende, sich steigernde Zeichen von Angst bemerken, ständige Angespanntheit, Alpträume, Schlafstörungen, plötzliche eindringende, nicht kontrollierbare (intrusive) Erinnerungen an bestimmte Ereignisse erleben, sollten sich immer zu einer entsprechenden Diagnostik vorstellen.

Die Erkrankung hat verschiedene Symptome: 

  • Sich aufdrängende (intrusive), belastende Gedanken und Erinnerungen an das Trauma oder aber Erinnerungsstörungen, die sich in Form von Bildern, Alpträumen, Flashbacks, partieller Amnesie und anderen äußern können
  • Symptome einer ständigen Übererregung und Anspannung (Hyperarousal), wie Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, vermehrte Reizbarkeit, permanente Anspannung, Intoleranz für Affekte, Konzentrationsstörungen und sogar suizidale Gedanken
  • Vermeidungsverhalten (die Vermeidung traumaassoziierter Auslösereize)
  • Gefühlstaubheit (allgemeiner Rückzug, innere Teilnahmslosigkeit, Interessenverlust, Freudlosigkeit, Gleichgültigkeit)

Die Symptomatik kann zu einer starken Beeinträchtigung des subjektiven Wohlbefindens und der Alltags- und Berufsaktivitäten führen. Häufig ist sie stark schambesetzt. Patienten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen leiden häufig gleichzeitig an anderen Erkrankungen wie Angststörungen, depressiven Störungen, somatoformen Störungen oder dissoziativen Störungen. Nicht selten kommt es in Form des Versuchs einer Selbstheilung zum missbräuchlichen Gebrauch von Alkohol, Medikamenten oder Drogen. Die Behandlung dieser Erkrankung erfordert eine spezielle klinische Erfahrung. Wir bieten in unserer Klinik eine spezielle Therapie für Patienten mit Traumafolgestörungen an.

Akute Belastungsreaktionen

Andere Reaktionen auf schwere Belastungen, Anpassungsstörungen oder traumatische Ereignisse können zu unterschiedlichen sogenannten Traumafolgestörungen führen. Nach akuten Ereignissen gibt es sogenannte akute Belastungsreaktionen. Dabei handelt es sich um vorübergehende Störungen von teilweise deutlichem Schweregrad, die in der Regel nach Stunden bzw. Tagen wieder abklingen. Die Symptome können sehr verschieden sein, beginnen aber oft mit einer Art von „Betäubung“, einer gewissen Bewusstseinseinengung, einer eingeschränkten Aufmerksamkeit und einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten sowie einer Desorientiertheit.

In diesem Zustand kann es zu einem sozialen Rückzug kommen. In seltenen Fällen sogar zu schwereren Dissoziativen Bewusstseinsstörungen, wie z.B. zu einem Dissoziativen Stupor. Andere Menschen reagieren mit Unruhe oder Überaktivität oder mit einer Fluchtreaktion oder Dissoziativen Fugue (plötzliches Sichentfernen aus der Umgebung). Begleitet werden diese Symptome oft von vegetativen Zeichen starker Angst, wie Herzrasen, Schwitzen, Erröten, Durchfall, Brechreiz, Schwindel, Atemnot.

Individuell sehr unterschiedliche Symptomatik

Weitere Reaktionen auf schwere Belastungen können in länger anhaltenden depressiven Zuständen oder Angstzuständen und -syndromen bestehen. Es kann sowohl zu vorübergehenden, leichten depressiven Zuständen, die nicht länger als einen Monat anhalten, als auch zu längeren depressiven Reaktionen kommen, die über zwei Jahre anhalten können. Häufig sind diese depressiven Reaktionen mit Angstsymptomen gemischt. Auch andere Gefühle können beeinträchtigt sein. Solche Reaktionen können nach traumatischen Ereignissen auftreten, aber auch im Rahmen von Trauerreaktionen, sogenannte "pathologische Trauervorkommen". Eine frühzeitige Therapie ist wichtig. Bei länger anhaltenden Störungen ist unter Umständen auch zunächst eine stationäre Behandlung angezeigt.