Reittherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Vertrauen statt Angst

Peter Rave und seine Pferde helfen Kindern

Wie die Bewegungs- und Kunsttherapie ist die Reittherapie ein nicht mehr wegzudenkender Baustein in der Versorgung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen im Klinikum Stuttgart. In dieser Form ist das einmalig in Baden-Württemberg.

Seit über zehn Jahren schon ist Diplom-Reittherapeut Peter Rave bereits in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Stuttgart an verschiedenen Stellen tätig. Als jedoch im April 2012 die Olgäle-Stiftung beschloss, die Reittherapie mit 15.000 Euro jährlich zu unterstützen, schaffte auch das Klinikum eine 50 Prozent-Stelle speziell für die tiergestützte Therapie mit Pferden. Im Gegensatz zu anderen Kliniken, die Kooperationen mit einem Pferdehof oder mit externen Reittherapeuten haben, hat die Klinik die tiergestützte Therapie als festen Bestandteil des multimodalen Behandlungskonzeptes etabliert.

Kindern und Jugendlichen mit Autismusspektrumsstörungen, Angststörungen, Kontaktstörungen, schul- und sozialphobischem Verhalten, Essstörungen oder Zwangsstörungen kann der Umgang mit den ausgebildeten Therapiepferden von Peter Rave helfen. Auch traumatisierte und hyperkinetische Kinder machen bei der Arbeit mit dem Pferd ganz neue Erfahrungen im Umgang mit einem anderen Lebewesen. „Meine Therapiepferde haben eine ganz ausgeprägte Körpersprache“, erklärt Peter Rave, „das heißt, sie können den Klienten sehr gut spiegeln.“ So geht es bei der ersten Kontaktaufnahme zunächst einmal um Annährung, die erste Berührung, das sich Herantasten an das Pferd. „Im Vordergrund stehen Respekt und Vertrauen, aber auch die Fähigkeit, klare und freundliche Botschaften auszusenden und dafür ein direktes Feedback vom Pferd zu bekommen.“ Das Reiten mit dem Gefühl des Getragen Werdens kann ein nächster Schritt sein, wenn Vertrauen zwischen Mensch und Tier aufgebaut wurde.

Diagnostik und Therapieplan

Die Ärzte der Klinik nutzen die Reittherapie auch für die Diagnostik, um zum Beispiel das Kontaktverhalten zu beurteilen. Je nach Bedarf gibt es drei bis zwölf Termine pro Kind. „Wir beziehen auch die Eltern mit ein bei wem es notwendig erscheint. Darüber hinaus gibt es themenbezogene Gruppenarbeit“, so Rave.

Das Team der Kinder- und Jugendpsychiatrie erstellt für jeden Klienten einen Therapieplan mit Zielsetzungen, in die Peter Rave direkt miteinbezogen wird. „Durch die Festanstellung in der Klinik bin ich fest in das Behandlungsteam mit eingebunden“, so der Therapeut, „je nach Zielsetzung arbeite ich mit jedem Kind individuell, jeder Erfolg und Misserfolg wird direkt mit dem Team besprochen – eine bessere Vernetzung kann es nicht geben.“

Aus: Klinikum live, Ausgabe 04|2013