Fallbeispiel Andreas K.

Kein Fremdmaterial im Herzen

Oberärztin Dr. Stilz, Patient Andreas K. und Professor Dr. Nordt, Foto: Steegmüller, Cannstatter Zeitung

„Der subkutane Defibrillator ist besonders für jüngere Patienten geeignet“, betont Oberärztin Dr. Susanne Stilz, die Leiterin des Bereichs Elektrophysiologie. Dies zeigt auch der Fall von Andreas K., der wegen einer familiären Herzmuskelerkrankung einen subkutanen Defibrillator im Katharinenhospital erhalten hat, nachdem der bereits implantierte konventionelle Defibrillator wegen einer defekten Elektrode mehrere unnötige Schocks verursacht hatte.

Der 24-Jährige leidet an einer sogenannten hypertrophen Kardiomyopathie (charakterisiert durch eine meist asymmetrische Verdickung der Muskulatur der linken Herzkammer), die mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod einhergeht. In der Familie des Patienten gab es bereits einen Todesfall bedingt durch einen plötzlichen Herztod, der Bruder des Patienten ist ebenfalls erkrankt. Bei Andreas K. wurde 2007 ein Ein-Kammer-Defibrillator implantiert, mit einer Elektrode, die über das venöse Blutsystem in die rechte Herzkammer gelegt wurde. Über diese Elektrode kann das Gerät Herzrhythmusstörungen detektieren und therapieren, entweder durch Überstimulation einer schnellen Rhythmusstörung aus der Herzkammer oder durch eine Schockabgabe. Die Implantation erfolgte prophylaktisch für den Fall des Auftretens einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung.
Kein Fremdmaterial im Herzen

Im September 2014 kam Andreas K. dann über die Notaufnahme in die Klinik für Herz- und Gefäßkrankheiten, da er insgesamt sechs inadäquate Schocks erlitten hatte, die der Defibrillator ohne erkennbare lebensbedrohliche Rhythmusstörung abgegeben hatte. „Es hat sich angefühlt, als würde man in die Steckdose fassen und dabei den Stromschlag nicht an der Hand, sondern direkt am Herzen spüren“, erinnert er sich, „ich geriet in Panik.“ Ursache war ein Defekt der Elektrode.
Das Team der Klinik entschied daraufhin gemeinsam mit dem Patienten die Implantation eines subkutanen Defibrillators.

Die Ergebnisse waren für beide Bereiche beeindruckend gut, wie Professor Olbricht findet. „Kein einziges Transplantat verweigerte in 2014 die Funktionsaufnahme“, erklärt er und verweist vor allem auf die immer besser werdenden Ergebnisse im Bereich der Lebendspende – die auch auf der Möglichkeit basieren, Lebendnieren blutgruppenübergreifend zu transplantieren. „Dieses Verfahren“, so Olbricht, „existiert eigentlich noch gar nicht so lange und eröffnet gerade in den Zeiten von Organmangel hervorragende zusätzliche Möglichkeiten.“

Aus: Klinikum live, Ausgabe 02|2015

Kontakt

Katharinenhospital

Klinik für Herz- und Gefäßkrankheiten
Ärztlicher Direktor
Prof. Dr. Thomas Nordt
Telefon 0711 278-35201
t.nordt@klinikum-stuttgart.de