Kindliche Fehlbildungen an Händen oder Armen

Kinderhände im Blick

Kinderhand mit zwei zusammengewachsenen Fingern
Kinderhand nach dem Eingriff

Kindliche Fehlbildungen an Händen oder Armen werden am Klinikum Stuttgart in enger Zusammenarbeit von Handchirurgen des Katharinenhospitals und Orthopäden des Olgahospitals behandelt.

Angeborene Fehlbildungen der oberen Extremitäten sind hierzulande glücklicherweise selten. „Meist handelt es sich um Launen der Natur, Spontanmutationen im Erbgut etwa“, sagt Privatdozent Dr. Nikolaus Wachter, Chefarzt der Klinik für Hand-, Plastische und Mikrochirurgie am Klinikum Stuttgart, „eine Fehlbildung kann aber auch die Folge von toxischen Einflüssen oder Infektionen in der sensiblen Embryonalphase sein – letztlich weiß man es nicht so ganz genau.“

Am häufigsten betreffen Missbildungen die Finger: Sie können zusammengewachsen sein oder es sind zu viele, manchmal fehlt einer, manchmal sind sie gebeugt, verdreht, gekrümmt. „Die Ausprägungen sind sehr unterschiedlich“, so Dr. Wachter, der gemeinsam mit Professor Dr. Thomas Wirth, dem Ärztlichen Direktor der Orthopädischen Klinik am Olgahospital, die Kinder behandelt. Seit das Olgäle an den Standort Mitte umgezogen ist, ist die Zusammenarbeit noch intensiver geworden. „Viele Kinder haben Fehlbildungen aller oder mehrerer Extremitäten oder auch der Wirbelsäule, was die enge Zusammenarbeit unserer Abteilungen für die Patienten noch wertvoller macht“, sagt Professor Wirth.

Zwei bis drei Kinder im Monat werden dem interdisziplinären Team vorgestellt. Rund die Hälfte davon kommt aus dem Ausland. Wie gut das Ergebnis am Ende ausfällt, hängt vor allem von der Ausprägung der Fehlbildung ab. Sind zwei oder mehr Finger zum Beispiel lediglich durch Haut zusammengewachsen (Syndaktylie), sind die Erfolgsaussichten gut. „Die Trennung erfolgt noch vor dem zweiten Lebensjahr, die Funktion der Hand ist anschließend nicht beeinträchtigt“, so Dr. Wachter. Gibt es knöcherne Verwachsungen, wird es schon schwieriger, auch sie werden getrennt. „Sind nur zwei Finger betroffen, erreichen wir in der Regel sowohl funktionell als auch kosmetisch ein gutes Ergebnis.“

Monatelange Ergotherapie notwendig Bei komplizierten Syndromen, wie etwa dem Apert-Syndrom, kann die Syndaktylie aber auch so stark ausgeprägt sein, dass die Greiffunktion der Hand nur verbessert, aber nicht wiederhergestellt werden kann. „Bei einem von uns behandelten Kind waren alle fünf Finger so stark miteinander verwachsen, dass sie optisch gar nicht mehr zu unterscheiden waren. In mehreren operativen Eingriffen haben wir die Finger voneinander getrennt“, erzählt Dr. Wachter. „Im Anschluss bedarf es einer monatelangen ergotherapeutischen Betreuung, um die Beweglichkeit und Funktionen der Hände zu verbessern.“ Dies geschieht durch die speziell ausgebildeten Ergotherapeuten des Katharinen- und des Olgahospitals, die auf diesem Gebiet seit dem Umzug eng zusammenarbeiten.

Aus: Klinikum live, Ausgabe 04|2014

Kontakt

Klinik für Hand-, Plastische und Ästhetische Chirurgie
Prof. Dr. Nikolaus Wachter
Telefon 0711 278-33410
n.wachter@klinikum-stuttgart.de