Geriatrische Hämatologie und Onkologie im Klinikum Stuttgart

Junges Therapiekonzept für ältere Patienten

Klinikmitarbeiter hält einem Patienten die Hand

Ein Großteil der Patienten mit Tumorerkrankungen ist in höherem Alter – und damit oft ein Fall für die Geriatrische Hämatologie und Onkologie. Betreut wird dieses Arbeitsgebiet von Dr. Pascale Régincos.

Im gleichen Maße, wie die Lebenserwartung steigt, steigt auch der Anteil der älteren Personen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Das gilt vor allem bei Krebserkrankungen. „Der Anteil an geriatrischen Tumorpatienten wird noch weiter zunehmen“, sagt Dr. Pascale Régincos, die seit Oktober am Bürgerhospital als Oberärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin speziell für diese Patienten zuständig ist.

Prinzipiell ist das chronologische Alter bei einer Krebserkrankung kein therapiebegrenzender Faktor. „Zum einen stehen uns immer mehr Therapieansätze zu Verfügung, zum anderen sind die älteren Menschen immer fitter, so dass Tumorerkrankungen auch bei älteren Patienten behandelt werden können“, erklärt Dr. Régincos. Problematisch wird es, wenn die Krebserkrankung nicht das einzige Defizit ist – und dies ist bei älteren Patienten häufig der Fall. „Kommen zu einem aggressiven Tumor noch weitere organische Erkrankungen oder geriatrische Syndrome, schränkt das unsere Therapiemöglichkeiten ein. Wir müssen dann genau abwägen, was für den Patienten in Frage kommt, was er an individuellen supportiven Maßnahmen braucht und ob er überhaupt von einer Therapie profitiert.“ Um diese Fragen richtig beantworten zu können, wurde am Bürgerhospital das Fachgebiet der Geriatrischen Hämatologie und Onkologie (GHO) geschaffen.

Intensivere Therapien möglich

Seit rund fünf Jahren wird die GHO nun im Bürgerhospital verfolgt – mit deutlichem Ergebnis: Bei rund 38 Prozent der Patienten wurde nach dem Geriatrischen Assessment eine andere Therapie als die ursprünglich vorgesehene eingeschlagen. „Dabei war bei fünf Prozent eine intensivere Therapie durchaus möglich, bei den anderen Patienten wurde eine individualisierte Therapie durchgeführt“, sagt Dr. Régincos und ergänzt: „Es gibt Studiendaten die zeigen, dass ein solches Vorgehen die Lebensqualität unter der Therapie bessern und die therapiebedingte Mortalität senken kann." Sie will die GHO weiter ausbauen und intensivieren: „Die GHO ist als Therapie- und Diagnosekonzept eine noch junge Disziplin, da ist noch viel möglich."

Aus: Klinikum live, Ausgabe 04|2013