Dem Diabetes davonlaufen

Spezielle Behandlung des Fußsyndroms

Professor Lobmann, Diabetes

Zudem will sich Professor Lobmann gemeinsam mit der Orthopädie im Krankenhaus Bad Cannstatt künftig schwerpunktmäßig auch um eine Sonderform des diabetischen Fußsyndroms kümmern: den sogenannten Charcot-Fuß oder Neuroostheoarthropathie. Betroffen sind oft Männer zwischen 45 und 50 Jahren, bei denen die Knochen „innerlich zerbröseln“ und schließlich brechen. „Wird hier eine falsche Diagnose gestellt und den Patienten zum Beispiel Bewegung verordnet, kann das fatale Folgen haben.“

Bislang gibt es nur ein großes Behandlungszentrum in Rheine. Professor Lobmann will deshalb in seiner Klinik ein süddeutsches Zentrum für Diagnostik und Therapie des Charcot-Fußes etablieren. Etwa die Hälfte der Patienten mit Diabetes Typ-2 können jedoch zunächst mit Tabletten behandelt werden, 30 Prozent müssen zusätzlich oder ausschließlich regelmäßig Insulin spritzen. „Bei den Diabetesmedikamenten hat sich in den letzten Jahren mit neuen Medikamenten viel getan“, berichtet Professor Lobmann. „Studien mit Diabetespatienten, die zusätzlich unter einer Herzerkrankung leiden und deshalb als Hochrisikogruppe gelten, haben mit den neuen Medikamenten eine um 30 Prozent geringere Todesfallrate ergeben.“ Für herzgeschädigte Diabetespatienten sei der neue Wirkstoff zusammen mit einer guten Blutzuckereinstellung offenbar lebensverlängernd. Zudem helfen eine Änderung des Lebensstils, eine ausgewogene Ernährung und vor allem Bewegung in jeder Phase der Erkrankung, den Diabetes in Schach zu halten. Nach dem Essen eine viertel Stunde Spazierengehen habe schon einen sehr positiven Effekt, weil der Zucker dann nicht im Fett eingelagert, sondern sofort im Muskel verarbeitet werde, erklärt Professor Lobmann: „So kann man durchaus dem Diabetes davonlaufen.“

In jedem Fall müssen Diabetespatienten ihre Blutzuckerwerte regelmäßig bestimmen. Denn neben einem Insulingrundbedarf beeinflussen jede Mahlzeit, aber auch sportliche Aktivitäten den Blutzuckerspiegel. Besonders häufig müssen Patienten mit einem Typ-1-Diabetes ihre Blutzuckerwerte messen. Bei diesen Patienten hat eine Autoimmunerkrankung häufig schon als Kind die Insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Sie müssen daher in jedem Fall dem Körper Insulin zuführen und leben in einem permanenten Rhythmus aus messen, rechnen und spritzen. „Vor allem bei Patienten, die mindestens sechsmal am Tag ihren Blutzucker messen müssen und Insulin spritzen, ist im letzten halben Jahr ein System sehr gut angekommen, das den Blutzucker kontinuierlich misst“, sagt Professor Lobmann. Ein Sensor, fünf Millimeter hoch und 35 Millimeter im Durchmesser, wird dazu hinten am Oberarm auf die Haut geklebt. Beim Anbringen schiebt sich eine biegsame, sterile Spitze unter die Haut, über die der Gewebezucker kontinuierlich gemessen wird. Die gesammelten Messergebnisse werden mit einem Lesegerät, das die RFID Nahfeldfunktechnik nutzt, ausgelesen. „Der Gewebezuckerwert ist mit einer Zeitdifferenz von fünf bis zehn Minuten fast genauso aktuell und aussagekräftig wie der Blutzuckerwert“, so Professor Lobmann. Besonders hilfreich aber sei, dass das Gerät aus den engmaschigen, automatischen Messungen eine Trendanzeige ermöglicht. Steigt der Zuckerspiegel gerade oder sinkt er? Vor allem für Typ-1-Diabetiker ist das ein wichtiger Hinweis für die exakte Bestimmung der zu spritzenden Insulinmenge. „Eine halbe Einheit mehr oder weniger kann für die Patienten entscheidend sein.“ Nach längstens 14 Tagen muss der Sensor ausgewechselt werden. Er ist wasserdicht und hält auch unter der Dusche oder beim Schwimmen ohne Probleme.

Aus: Klinikum live, Ausgabe 02|2016

Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie

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Prof. Dr. Ralf Lobmann
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