High-End-Operation

Der komplexeste Eingriff am menschlichen Auge

Funktionsweise eines Sehchips
Funktionsschema des subretinalen Implantates: Auf dem Implantat wird ein Bild der Wirklichkeit generiert. Dieses Bild wird dann von den Photodioden des Implantates in Stromimpulse umgesetzt, die über den Sehnerv in den entsprechenden Hirnarealen einen Seheindruck ermöglichen.

Insgesamt sind bis heute weltweit rund 40 Patienten neben Tübingen in anderen großen Zentren wie Oxford, Hongkong, Budapest und Singapur operiert worden. Professor Dr. Florian Gekeler ist heute einer der wenigen Chirurgen weltweit, die das gesamte operative Spektrum, das für die Implantation einer solchen Prothese notwendig ist, beherrschen.

Kontinuierliche Verbesserungen der Sehprothesen haben mittlerweile vielen Patienten eine so hohe Sehschärfe verliehen, dass sich die Werte mit kliniküblichen Tests messen lassen. Bisher sind alle Operationen erfolgreich verlaufen. Möglich war das aber nur durch eine Kombination altbewährter und neuer, vorher niemals eingesetzter operativer Zugänge. Bei diesen Eingriffen, die in der Fachwelt als die komplexesten Eingriffe am menschlichen Auge überhaupt bezeichnet werden, wird eine dauerhafte Verbindung vom Äußeren des Auges durch die Leder- und die Aderhaut in den Raum unter der Netzhaut geschaffen.

Großer Nutzen für die tägliche Praxis

Als Pionier dieser chirurgischen Methode konnte Professor Gekeler auf seine langjährige Erfahrung als Netzhaut- und Traumachirurg an der Universitätsaugenklinik in Tübingen zurückgreifen. Neben der Sehchip- Implantation können die neuen Verfahren aber bereits heute in der Netzhaut- und Glaskörperchirurgie in der täglichen Praxis eingesetzt werden. Zwar konnte nach umfangreichen Vorarbeiten eine CE-Kennzeichnung für die subretinale Sehprothese erlangt werden, die eine Anwendung in ganz Europa erlaubt. Dennoch wird der komplexe Eingriff in naher Zukunft nur wenigen großen Zentren vorbehalten bleiben.

Die neuen Operationstechniken sind aber auch die Basis für weitere innovative Entwicklungen, die beispielsweise zur chirurgischen Therapie der trockenen und feuchten Makuladegeneration aktuell in Erprobung sind. In nicht allzu ferner Zukunft werden diese Methoden auch Eingang in Studien und dann in die Routine der Patientenversorgung am Katharinenhospital führen.

Aus: Klinikum live, Ausgabe 03|2013