Apotheke

Ein halbes Fußballfeld für Medikamente

In der Apotheke des Klinikums Stuttgart werden viele Arzneimittel auch individuell hergestellt. „Wir haben eine Salbenmaschine, mit der wir bis zu 20 Kilogramm Salbe in einem Gang produzieren können. Dies ist für die Hautklinik in Bad Cannstatt von großer Bedeutung.“ Da es viele Medikamente nicht in für Säuglinge und Kinder geeigneten Dosierungen zu kaufen gibt, passen die Apothekenmitarbeiter diese Dosis an. „Das geht mit Lösungen, Suspensionen oder Kapseln sehr gut. Die Pflegekraft kann die Kapsel leicht öffnen und den Wirkstoff kindgerecht verabreichen“, erklärt Hennig. Eine gut eingearbeitete pharmazeutisch-technische Assistentin, kurz PTA, benötigt für die Herstellung von 100 solcher Kapseln eine halbe Stunde.

Spezielle Reinräume

In speziellen Reinräumen mit Werkbänken und unter hohen Sicherheits- und Hygienevorkehrungen stellen die PTA Zytostatika für die individuelle und angepasste Behandlung von Krebspatienten her – insgesamt über 30.000 im Jahr. Die Zusammensetzung der Zytostatika wird auf einem Bildschirm detailgenau angezeigt, der Herstellungsprozess so gesteuert und jeder Schritt durch eine Waage kontrolliert und dokumentiert.   „Durch die individuelle Herstellung der Medikamente können wir deren Wirksamkeit optimal ausnutzen und die Nebenwirkungen für den Patienten so niedrig wie möglich halten“, betont der Apotheker. Ändert sich das Blutbild, bekommt der Patient Fieber oder ist die Nierenfunktion beeinträchtigt, kann durch die Herstellung in der hauseigenen Apotheke die Dosierung des Medikaments schnell an die Gesundheitssituation des Patienten angepasst werden.
Neben diesen Zytostatika stellt die Apotheke auch individuelle aseptische Lösungen zur parenteralen Ernährung (TPN) für die Neonatologie und Kinderintensivstation des Olgahospitals her. Die Frühchen und Kinder erhalten über diese Infusionen alle Nährstoffe, also Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und Wasser. Durch die Größe und das umfassende Behandlungsspektrum des Olgahospitals gehört die Herstellung dieser speziellen Infusionen zu einer wichtigen Aufgabe der Apotheke – gemeinsam mit der gesamten Herstellung der Arzneimittel.

Beratung von Ärzten

Mit der Produktion und Analytik von Arzneimitteln sind hauptsächlich die 18 PTA beschäftigt. Die Logistik und die kaufmännischen Aufgaben übernehmen die PKA – pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte. 
Die Apotheker der Krankenhausapotheke haben auch Einfluss auf die Auswahl der Medikation. „Bei Visiten auf den Intensivstationen, der Kinderonkologie und der Geriatrie ist regelmäßig ein Apotheker anwesend“, sagt Hennig. Dann wird besprochen, wie die Therapie verbessert werden kann oder ob die Dosierung angepasst werden muss. Ein wichtiges Thema ist auch die Wechselwirkung einzelner Medikamente. „Die Patienten sind schwer krank und nehmen nicht selten bis zu 20 Medikamente. Da muss beachtet werden, wie sie untereinander wirken“, sagt Hennig. Dafür sei der pharmazeutische Rat unabdingbar. Nicht selten rufen daher auch Ärzte in der Apotheke an und erfragen, ob sie verschiedene Medikamente kombinieren können und ob Wechselwirkungen zu erwarten sind. „Im Intranet des Klinikums Stuttgart gibt es zudem eine Datenbank mit Medikamenten und deren Wechselwirkungen“, erklärt er einen Ausschnitt der dritten Säule der Aufgaben der Apotheke.
Zudem ist die Apotheke des Klinikums Stuttgart Regionales Arzneimittelinformationszentrum der Apothekerkammer Baden-Württemberg für den Großraum Stuttgart. „Örtliche Apotheker erhalten von uns Informationen zu Arzneimitteln“, sagt Hennig.