Blitzschneller Postversand

Neue Rohrpostanlage

Mitarbeiter an der Rohrpost

Unablässig rutschen die blauen Rohrpostbüchsen aus gleich drei parallelen Linien in die Empfangsstation des Zentralinstituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin. Die Mitarbeiterin an der Station hat alle Hände voll zu tun, die Büchsen zu öffnen, den gut verpackten Inhalt zu entnehmen und für die Laboranalysen bereitzulegen.

Alle Stationen und Funktionsbereiche der Kliniken am Standort Mitte des Klinikums Stuttgart schicken Abstriche, Blut-, Urin- und Gewebeproben ihrer Patienten zur Analyse ins Labor im Olgahospital. Rund 3,3 Millionen Laboruntersuchungen pro Jahr werden hier durchgeführt – die meisten kommen per Rohrpost im Labor an, in über 400 Fahrten pro Tag.

„Die neue Rohrpostanlage haben wir mit dem Neubau des Olgahospitals in Betrieb genommen“, berichtet Matthias Panther, Krankenhaus-Betriebsingenieur aus dem Servicecenter Bau und Engineering. Auch die große Verteilstation der Anlage befindet sich im 2. Untergeschoss unter dem Olgahospital. Hier laufen die Fahrrohre der 30 Linien zusammen, die das gesamte Gelände des Klinikums zwischen Kriegsberg- und Sattlerstraße erschließen. Hier stehen auch die Elektromotoren, die die Büchsen wie ein umkehrbarer Staubsauger je nach Richtung durch die Fahrrohre blasen oder saugen. Ein Verteilroboter nimmt die eingehenden Büchsen in Empfang und schiebt sie in die Linie, an der die Zieladresse liegt.

Eine sogenannte „Kleingüterförderanlage“ hatte es auch schon vorher im Katharinenhospital gegeben. „Neben Laboranforderungen wurde damit auch Krankenakten und Röntgenbilder transportiert, was heute nicht mehr nötig ist, weil Akten und Bilder größtenteils digital vorliegen.“ Mit dem Neubau des Olgahospitals und dem Umzug des Labors wären die Entfernungen für die recht langsame Anlage zu weit gewesen. „Zwischen Intensivstation und Labor hätte die Anlage rund 20 Minuten gebraucht.“ So fiel die Entscheidung für die moderne, schnelle Rohrpostanlage, die zudem nun den gesamten Standort Mitte miteinander vernetzt. Alle Bettenstationen und Funktionsbereiche, alle Ambulanzen, die OPs, die Apotheke, die Blutzentrale, das Labor, das Zentrallager und auch die Poststelle im Dienstleistungszentrum in der Sattlerstraße sind an die Rohrpostanlage angeschlossen. Die längste Strecke verläuft über 500 Meter von der Augen-/Kieferklinik Haus K in die Blutzentrale. Bis zu vier, im Schnitt aber zwei Empfangsadressen teilen sich eine Rohrpoststation. Damit die Büchse den richtigen Empfänger erreicht, muss sie an der Station adressiert werden. Das geschieht über einen Zahlencode, der identisch ist mit der Telefonnummer des Empfängers. So können Sendungen zwischen allen der insgesamt 111 Stationen ausgetauscht werden. Die allermeisten Sendungen aber gehen ins Labor. Die dafür vorgesehenen Büchsen sind blau.

„In den meisten Fällen werden Blutproben ins Labor geschickt“, sagt Matthias Panther. „Und die dürfen nicht zu schnell transportiert werden, weil sonst die Gefahr besteht dass die Blutzellen zerstört werden, es also zur Hämolyse kommt.“ Büchsen mit dem Ziel Labor sind daher nur mit einer Geschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde durch die Fahrrohre unterwegs. Über einen RFID-Chip sind alle Büchsen eindeutig codiert und einer bestimmten Station zugeordnet. So finden die Büchsen auf ihrer Leerfahrt zurück automatisch die ihnen zugeordnete Station. Dann sind sie auch mit sechs Metern pro Sekunde doppelt so schnell unterwegs. Nach 500 Fahrten jedoch verhält sich die Büchse anders, dann fährt sie eigenständig in die große Verteilerstation und landet in einer Servicebox, wo sie von einem Mitarbeiter durchgecheckt und gesäubert wird.