Endokrinologie

Endometriose

Endometriose kommt vom griechischen Endometrium – die Gebärmutterschleimhaut. Die Gebärmutterschleimhaut kleidet die Gebärmutterhöhle aus. Beim weiblichen Zyklus baut sich in der ersten Zyklushälfte das Endometrium hoch auf und wandelt sich in der zweiten Zyklushälfte so um, dass sich ein befruchtetes Ei gut einnisten kann. Mit der Periodenblutung blutet das Endometrium ab, um sich dann in der ersten Zyklushälfte wieder aufzubauen.

Bei der Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter zum Beispiel im Bauchraum an. Am häufigsten findet man die Herde im kleinen Becken. Fünf bis 15 Prozent aller Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren haben eine Endometriose. Bei Frauen, die Probleme haben, schwanger zu werden, liegt die Häufigkeit bei bis zu 50 Prozent.

Edometrioseherde setzen Entzündungsstoffe frei

Endometrioseherde durchlaufen ähnliche zyklische Veränderungen wie die normale Gebärmutterschleimhaut. Bei der Periodenblutung kann das Menstruationsblut nach außen abfließen, das Blut der Endometrioseherde jedoch nicht. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich außerhalb der Gebärmutter liegende Zellen verändern können. Während der Menstruation setzen sie dann, im Gegensatz zu normaler Schleimhaut, zahlreiche Entzündungsstoffe frei, die das umliegende, gesunde Gewebe reizen. Die Folge ist eine Größenzunahme der Endometrioseherde, das Bilden von neuen Absiedelungen, das Bilden von Zysten an den Eierstöcken und die Entstehung von Vernarbungen und Verwachsungen.

Die Ausprägung der Endometriose steht nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Stärke der Schmerzen. Kleine Herde am Bauchfell können starke Schmerzen machen, große Zysten hingegen oft nur ganz geringe Schmerzen verursachen.

Behandlung der Endometriose

Gründe für die operative und/oder medikamantöse Behandlung einer Endometriose sind anhaltende Schmerzen, unerfüllter Kinderwunsch und/oder die Funktionseinbuße eines befallenen Organs (z.B. Eierstock, Darm oder Harnleiter). Da die Ursache nicht bekannt ist, gibt es auch keine gegen die Ursache der Erkrankung gerichtete Behandlung. Die Beschwerden der Endometriose jedoch können heute wirkungsvoll und mit dauerhaftem Erfolg behandelt werden. Gleiches gilt für den unerfüllten Kinderwunsch.

Nicht operative Behandlungsmöglichkeiten sind Schmerzmittel und Hormone.  Bei einer Bauchspiegelung werden auch kleinste Endometrioseherde entdeckt und können vollständig entfernt werden. Auch alternative Ansätze ergänzen die Therapie, z.B. Physikalische Maßnahmen, Naturheilverfahren, Akupunktur und Autogenes Training sowie meditative Techniken.

Endometriose und Kinderwunsch

An Endometriose erkrankte Frauen sind überdurchschnittlich häufig unfruchtbar. Zyklusstörungen, wie Zyklen ohne Eisprung oder eine Gelbkörperschwäche, können hierfür die Ursache sein. Im Vergleich zu gesunden Frauen kommen solche Zyklussregulationsstörungen bei Endometriosepatientinnen häufiger vor.

Verwachsungen oder Verklebungen an der Gebärmutter und an den Eileitern und Eierstöcken sind oft die Ursache dafür, dass eine normale Befruchtung nicht stattfinden kann. Befinden sich im Eileiter Endometrioseherde, kann das zur Verstopfung des Eileiters führen. Das Ei kann nicht mehr transportiert und befruchtet werden. Ähnlich sieht es bei Endometrioseherden im Eierstock aus: der Eisprung kann mechanisch verhindert werden. Durch die Endometriose sind aber auch natürliche chemische Prozesse gestört – das Eintreten einer Schwangerschaft wird verhindert.

Das biochemische Gleichgewicht ist gestört

Entzündungsprozesse, die von Endometriose hervorgerufen werden, stören das komplizierte biochemische Gleichgewicht des Körpers: die Eireifung, der Eisprung und der Transport des Eis und die Einnistung des befruchteten Eis in die Gebärmutter können dadurch insgesamt schwer beeinträchtigt werden. Der Spermientransport kann ebenfalls gestört sein. Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können die Partnerschaft und den Kinderwunsch beinträchtigen.

Es gibt heute viele Wege, Paaren mit Kinderwunsch zu helfen. Die operative Entfernung von Endometrioseherden erhöht die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Schwangerschaft. Bei Wiederauftreten einer Endometriose – insbesondere nach mehreren operativen Eingriffen - ist eine künstliche Befruchtung zur Erfüllung des Kinderwunsches einer erneuten Operation überlegen. Patientinnen mit Endometriose und Kinderwunsch sollten sich auf jeden Fall in einem spezialisiertem Endometriose- und Kinderwunschzentrum vorstellen. Hier ergänzen sich neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, modernste Technik und Erfahrung mit Endometriose am besten.

Grenzen der Behandlung

Der medizinischen Behandlung der Endometriose sind Grenzen gesetzt. Trotz sorgfältiger, kunstgerecht durchgeführter Operationen bleiben bei einem Teil der betroffenen Frauen chronische Schmerzen bestehen – sogar, wenn es gelingt, die Endometriose vollständig zu entfernen. Und nicht bei allen Frauen mit Kinderwunsch lässt sich eine Schwangerschaft erreichen.